Bewerbung zum Autosphärenreservat

Die Landeshauptstadt Wiesbaden soll als „Autosphärenreservat“ unter Ensembleschutz gestellt werden. Der ADAC Hessen hat, unterstützt von Bürgerinitiativen und Verbänden wie dem VDA, beim Landesamt für Denkmalschutz einen entsprechenden Antrag eingereicht. Als Anschauungsobjekt autogerechter Urbanität, heißt es in der Begründung, komme der Stadt europaweite Bedeutung zu.

Ihr einzigartiges Verkehrsgefüge dürfe nicht durch nachträgliche verkehrspolitische Eingriffe, insbesondere nicht durch Einziehung von Schienentrassen, zerstört werden. Schließlich seien solche noch weitgehend unverändert erhaltenen Vorrangflächen für motorisierte individuelle Mobilität, angesichts einer dem Zeitgeist geschuldeten Verkehrswendewelle, bald eine schwindende Rarität und in ihrem Bestand bedroht. Somit gelte es hier ein einzigartiges Autotop aus einer prägenden Epoche der Nachkriegszeit vor einer unwiederbringlichen Umgestaltung zu bewahren.

Die Initiatoren fordern die Stadtverantwortlichen zugleich auf, den unter Bestandsschutz zu stellenden „Freiluftpark für freie Fahrt“ als Ausflugsziel für Reisegruppen und Studienobjekt für nachwachsende Generationen, bei der man bisweilen keine Vorstellung mehr von PKW-freundlicher Mobilität voraussetzen könne, aktiv zu bewerben. In diesem Ziel, heißt es in dem Antrag, könne man auf Unterstützung liberaler Stadtpolitiker ebenso zählen wie auf, einzelne überzeugte, so wörtlich: „Widerstandskämpfer“ für den Erhalt des überlieferten Straßenbildes.

Weltpremiere in Wiesbaden

Bei der Vorbeifahrt am ESWE-Betriebshof entdeckte unser Leser Friedhelm G. diesen ungewöhnlichen Bus. Anfragen bei ESWE-Verkehr nach näheren Details blieben unbeantwortet. Aus gut unterrichteten Kreisen konnten wir aber erfahren, dass der Bus in den Werkstatt der ESWE in Eigenleistung aus drei Mercedes Citaro-Gelenkbussen entstand. Angesichts des Fahrermangels und weiter steigenden Fahrgastzahlen will ESWE damit unabhängig vom Projekt Citybahn Möglichkeiten der Kapazitätssteigerung testen.

Die erste Testfahrt, die mit einer Sondergenehmigung absolviert wurde, offenbarte aber schon einige Probleme. Der Bus versperrte öfters Kreuzungsbereiche, oder konnte Haltestellen wegen parkender Autos oder anderer Busse nicht anfahren.

Eigentlich hätte der Bus nach der Testfahrt wieder auf das Betriebsgelände gefahren werden sollen. Um Beschädigungen auf dem engen Betriebshof zu verhindern, parkte man ihn aber zunächst außerhalb. Zuvor kam es im Kreisverkehr in der Gartenfeldstraße zum gefürchteten Self-Gridlock; einer Situation, in der sich der Bus im Kreisverkehr festfuhr und aufgrund seiner schieren Länge selbst blockierte.1Ältere Leser kennen diese Situation vom Snake-spielen auf dem Nokia.

Auch einige technische Daten wurden bekannt: Der Bus mit fünf Gelenken erreicht eine Länge von 54 Meter und hat ein Leergewicht von 52 Tonnen. Die Sitzplatzanzahl beträgt 138. Insgesamt verfügt der Bus damit über 450 Plätze (Herstellerangaben) bzw. 300 Plätze (realistische Angaben). Derzeit ist noch ein Dieselmotor eingebaut. Überlegungen den Bus zu elektrifizieren, scheitern am zusätzlichen Platz und Gewicht für die Batterien.

Für Fahrgäste bedeutet dieser Bus – falls er im Linienverkehr eingesetzt wird – eine Umstellung. Durch seine Länge hält der Bus an mehreren Haltestellen gleichzeitig – bei vollen Bussen empfiehlt es sich also, bereits beim Einstieg die richtige Tür zu wählen. Allerdings können die Fahrgäste hier auch profitieren: Wer seine Haltestelle verpasst, läuft dann im Bus einfach nach hinten und kann so an der letzten Haltestelle aussteigen.

Sollte sich der Bus nicht bewähren, gibt es für die beteiligten ESWE-Mitarbeiter einen kleinen Trost. Derzeit suchen die Autoren des Guinness-Buch der Rekorde den längsten Omnibus der Welt. Ein Eintrag dürfte den Wiesbadenern sicher sein. Auch sind erste Zeichnungen für den weltweit ersten Doppelstock-Doppelgelenkbus in internen ESWE-Foren aufgetaucht.

Quellen

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1 Ältere Leser kennen diese Situation vom Snake-spielen auf dem Nokia.

Andreas Scheuer übernimmt ESWE-Geschäftsführung

Nur wenige Tage nach dem bekannt wurde, dass Frank Gäfgen aus der Geschäftsführung von ESWE Verkehr ausscheide, steht die Nachfolge fest: Andreas Scheuer rückt nach. Niemand sonst hätte sich derart um die Stärkung des öffentliche Nahverkehrs, den Ausbau umweltfreundlicher Mobilitätsangebote und vernunftbasierte, faktenorientierte Entscheidungen verdient gemacht, verteidigte das Verkehrsdezernat diese Personalie am Freitag.

Andreas Scheuer, der mit einer Reihe weiterer, ausgewiesener ÖPNV-Experten aus dem Bundesverkehrsministerium nach Wiesbaden wechselt, legte bereits vor Amtsantritt seinen drei-Punkte-Aktionsplan vor:

  • Statt einer CityBahn erhält Biebrich das erste U-Bussystem Europas. Diese Variante kombiniere verschiedene Vorteile: die lästigen Haltestellen, Busse und Busspuren verschwinden endlich aus dem Straßenraum, der freiwerdende Raum könne für weitere Parkplätze verwandt werden. Auch warten die Leute auch bei schlechtem Wetter im trockenen – den Autofahrern bliebe so der elendige Anblick von Nicht-Autofahrern erspart. Zusätzlich können die Tunnelwände mit dekorativen Baum-Abbildungen verschönert werden. Die fehlende Flexibilität in der Routenführung sei schließlich auch nur dann ein Problem, wenn es Autofahrer beeinträchtigt.
  • Die Mitnahme von einem SUV pro Fahrgast in Bussen und Bahnen solle kostenlos werden. Wenn sich diese Regelung nicht RMV-weit durchsetzen ließe, dann vorerst nur für das Wiesbadener Stadtgebiet. „Uns ist wichtig, diese Angebote zu entwickeln, um gezielt Autos von den Straßen zu holen. Denn jedes Auto, das nicht selbst fährt, verliert auch nicht an Wert.„, so Scheuer am Montag. Pro Gelenkbus können zwei SUVs mitgenommen werden, pro Straßenbahn bis zu sechs. Im Zweifel müssen eben Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer ihre Plätze freigeben und auf den nächsten Bus warten, so Scheuer weiter. Der Status Quo sei für diese ein kleiner Preis dafür, dass sich unterm Strich das Angebot verbessere. Auch könnten die SUV-Fahrer während der Busfahrt in den eigenen Fahrzeugen sitzen bleiben; eine etwaige Interaktion mit anderen Fahrgästen bleibe ihnen damit erspart.
  • Eine autonome Auto-Seilbahn über den Rhein soll vorübergehend die Schiersteiner- und die Heuss-Brücke entlasten. „Wir kombinieren hier zwei unschlagbare Techniken: Der bauliche Eingriff in die Umgebung ist bei Seilbahnen minimal. Gleichzeitig garantieren wir durch die autonome Führung der Seilbahngondeln die absolute Flexibilität in der Routenführung – schließlich können diese dann on demand exakt diejenigen Verbindungen abdecken, die individuell benötigt werden.“ Für Stammgäste soll es außerdem die Möglichkeit geben, autonome Autoseilbahngondeln zu kaufen. „Ich bin sicher, dass es besonders für Vielfahrer attraktiv ist, nicht ebenerdig parken zu müssen, sondern direkt aus dem eigenen Fenster im Obergeschoss ins Auto einsteigen zu können.“, ergänzte Scheuer. Die Seilbahn soll schon in kurzer Zeit in Betrieb gehen und die Zeit überbrücken, bis Scheuer die neuen Rheinbrücken fertig gestellt hat. Zur Frage der Finanzierung erwiderte er: „Finanzielle Mittel sind ausreichend vorhanden, wir müssen da nur entsprechend priorisieren.“ Bis 2021 plant er die Eröffnung von 17 weiteren Autobrücken zwischen Mainz und Wiesbaden inklusive Querverbindungen dieser Brücken über dem Rhein.

UN schicken Sonderbotschafter nach Biebrich

Am Rande einer Pressekonferenz in São Paulo verkündete António Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, dass die UN noch in diesem Monat einen Sonderbotschafter nach Biebrich entsenden will. Hintergrund sei hier der immer noch schwelende und nicht zu schlichtende Konflikt um die Lage der CityBahn-Haltestelle in der Adolf-Todt-Straße.

Dieser drastischen Maßnahme ging eine Absage des israelischen Konsortiums CityPass voraus. “Wir haben erfolgreich eine Straßenbahn von Israel ins Westjordanland gebaut – entlang der Demarkationslinie mit gepanzerten Fahrzeugen. Biebrich ist uns aber eine Nummer zu heiß.” hieß es aus Führungskreisen des Jerusalemer Straßenbahnbetreiber.

Von Seiten der Vereinten Nationen heißt es, man sei zuversichtlich, den Konflikt bald zu lösen. Der UN-Sicherheitsrat signalisierte unterdessen die Bereitschaft, notfalls auch friedenserzwingende Blauhelmtruppen zu entsenden.

John Bercow übernimmt Verhandlung zum Mobilitätsleitbild

John Simon Bercow wird den Moderationsprozess zum Wiesbadener Mobilitätsleitbild übernehmen. Bercow sorgt als Sprecher des House of Commons derzeit für das letzte bisschen verbleibende Struktur in den britischen Brexit-Abstimmungen. Er sei daher wie kein anderer prädestiniert, den hiesigen Verhandlungsprozess zu führen, heißt es aus dem Rathaus.

Seine markanten “Oaaardeeer!”-Rufe werden also demnächst auch in Wiesbaden deutlich zu hören sein. Bercaw gab sich derweil voller Vorfreude – er freue sich auf die neue Aufgabe. Tories und Labour in diesen Zeiten unter Kontrolle zu halten, sei schon eine Herausforderung. Die Moderation des Wiesbadener Mobilitätsleitbildes werde diese aber nochmal deutlich übertreffen. Zur Unterstützung Bercaws sei außerdem Vitali Klitschko im Gespräch, der schon bei hitzigen Diskussionen im ukrainischen Parlament unter Beweis stellte, dass er zwei verdammt gute Argumente hat.

Derweil lud Theresa May die Verantwortlichen der “BI Mitbestimmung” und der BI “Busse statt Citybahn” nach London ein, um gemeinsam ein zweites Brexit-Referendum vorzubereiten. “Damit sind wir in der zweiten Abstimmung auf der sicheren Seite!”, gab sich May zuversichtlich.

FDP Wiesbaden legt umfassendes Konzept zur Verkehrswende vor

Vollkommen überraschend legte die Wiesbadener FDP-Rathausfraktion ein umfassendes Verkehrskonzept vor. Fraktionsvorsitzender Christian Diers kündigte das 9,8-Seiten umfassende Papier in einer Grundsatzrede an: “In schwankender Stunde dass als richtig, notwendig und nützlich erkannte auch dann zu tun, wenn man genau weiß, dass es selbst bei manchen Freunden noch nicht populär ist, erfordert eine große Risikobereitschaft. Die Aufgabe des Politikers ist es aber nicht, das Populäre zu tun – sondern das Richtige und es populär zu machen”.

Der Stadtverordnete Alexander Winkelmann ergänzte diese Ausführungen weiter: Kerngedanke der liberalen Idee sei die Gleichberechtigung und individuelle Freiheit aller Menschen. “Individuelle Freiheit beginnt mit der freien Wahl der eigenen Mobilität. Um diese Entscheidung treffen zu können, benötigen die Bewohner der Stadt eine echt Wahlfreiheit zwischen gleichberechtigten Alternativen.” Die FDP werde daher die jahrzehntelang gelebte und im Stadtbild zementierte, strukturelle Diskriminierung aufbrechen, um so tatsächliche Wahlfreiheit in Sachen Mobilität zu schaffen. Es könne nicht sein, dass derart viel öffentlicher Raum so wenigen Menschen vorbehalten bleibe. “Die Freiheit der einen endet dort, wo sie die Freiheit der anderen unverhältnismäßig beeinträchtigt.”, so Winkelmann weiter.

Nächste Woche beantrage die FDP daher, drei Spuren des 1. Rings für den Autoverkehr zu sperren und so für jeden Einwohner nutzbar zu machen. “Wenn Freiheit nicht für alle gilt, so gilt sie für niemanden. Wir müssen uns lossagen von Klientelpolitik und endlich Politik für alle machen!” , beendeten beide kämpferisch ihre Vorstellung.

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