Weltpremiere in Wiesbaden

Bei der Vorbeifahrt am ESWE-Betriebshof entdeckte unser Leser Friedhelm G. diesen ungewöhnlichen Bus. Anfragen bei ESWE-Verkehr nach näheren Details blieben unbeantwortet. Aus gut unterrichteten Kreisen konnten wir aber erfahren, dass der Bus in den Werkstatt der ESWE in Eigenleistung aus drei Mercedes Citaro-Gelenkbussen entstand. Angesichts des Fahrermangels und weiter steigenden Fahrgastzahlen will ESWE damit unabhängig vom Projekt Citybahn Möglichkeiten der Kapazitätssteigerung testen.

Die erste Testfahrt, die mit einer Sondergenehmigung absolviert wurde, offenbarte aber schon einige Probleme. Der Bus versperrte öfters Kreuzungsbereiche, oder konnte Haltestellen wegen parkender Autos oder anderer Busse nicht anfahren.

Eigentlich hätte der Bus nach der Testfahrt wieder auf das Betriebsgelände gefahren werden sollen. Um Beschädigungen auf dem engen Betriebshof zu verhindern, parkte man ihn aber zunächst außerhalb. Zuvor kam es im Kreisverkehr in der Gartenfeldstraße zum gefürchteten Self-Gridlock; einer Situation, in der sich der Bus im Kreisverkehr festfuhr und aufgrund seiner schieren Länge selbst blockierte.1Ältere Leser kennen diese Situation vom Snake-spielen auf dem Nokia.

Auch einige technische Daten wurden bekannt: Der Bus mit fünf Gelenken erreicht eine Länge von 54 Meter und hat ein Leergewicht von 52 Tonnen. Die Sitzplatzanzahl beträgt 138. Insgesamt verfügt der Bus damit über 450 Plätze (Herstellerangaben) bzw. 300 Plätze (realistische Angaben). Derzeit ist noch ein Dieselmotor eingebaut. Überlegungen den Bus zu elektrifizieren, scheitern am zusätzlichen Platz und Gewicht für die Batterien.

Für Fahrgäste bedeutet dieser Bus – falls er im Linienverkehr eingesetzt wird – eine Umstellung. Durch seine Länge hält der Bus an mehreren Haltestellen gleichzeitig – bei vollen Bussen empfiehlt es sich also, bereits beim Einstieg die richtige Tür zu wählen. Allerdings können die Fahrgäste hier auch profitieren: Wer seine Haltestelle verpasst, läuft dann im Bus einfach nach hinten und kann so an der letzten Haltestelle aussteigen.

Sollte sich der Bus nicht bewähren, gibt es für die beteiligten ESWE-Mitarbeiter einen kleinen Trost. Derzeit suchen die Autoren des Guinness-Buch der Rekorde den längsten Omnibus der Welt. Ein Eintrag dürfte den Wiesbadenern sicher sein. Auch sind erste Zeichnungen für den weltweit ersten Doppelstock-Doppelgelenkbus in internen ESWE-Foren aufgetaucht.

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1 Ältere Leser kennen diese Situation vom Snake-spielen auf dem Nokia.
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Axel

Hatte mich schon gewundert was da so rumsteht. Danke für die Info, das scheint mir echt ne Alternative zur Citybahn zu sein, wenn die kleinen Problemchen beseitigt sind.
Vor allem die Haltestellenverpenner könnten von dem neuen Modell profitieren.

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