CityBahn und Bäume

Update 2020: Die dargestellten Informationen basieren auf den Planungsunterlagen aus dem April 2019. Im Laufe des Jahres 2020 wurden, auch unter Mitwirkung des Stadtplanungsamtes, Vertiefungsbereiche mit Blick auf die Gestaltung überarbeitet. Das Resultat: Deutlich mehr Baumerhalt und Raum für Neupflanzungen. Wir stellen euch hier beides vwiebor.

Die nachfolgenden Informationen wurden erstmalig zum Vortragsabend am 21. Oktober 2019 in Biebrich präsentiert und diskutiert. Bei verändertem Planungsstand wird diese Seite weiter aktualisiert; entsprechende Änderungen kenntlich gemacht.

Straßenbäume stehen aus vielen Richtungen unter Stress: Hitze, Trockenheit, Salz, Emissionen, Verdichtungen, Anfahrschäden. Dadurch werden die Bäume anfälliger für Parasiten und Krankheiten, verlieren an Standsicherheit und sterben ab. Nicht umsonst werden Straßenbäume bei weitem nicht so alt ihre freilebenden Artgenossen. Viele dieser Stressfaktoren sind direkte Folgen des städtischen Verkehrs.

Viele der Linden in der Biebricher Allee sind durch den zweiten Dürresommer in Folge sichtlich angegriffen. Einzwei weitere Dürresommer und die meisten Alleebäume erleben den Spatenstich der CityBahn ohnehin nicht mehr.

September 2020: In der Biebricher Allee müssen die ersten Bäume gefällt werden. Durch Stress und Trockenheit waren diese krank und nicht mehr Standsicher.

Stressfaktoren von Straßenbäumen

Steigende Temperaturen stressen Straßenbäume gleich doppelt. Der Asphalt der Fahrbahnen erhitzt sich im Sommer auf bis zu 60°C. Die wieder abgestrahlte Hitze trocknet die Bäume aus einer für ungewohnten Richtung aus: von unten. Auch nach Einbruch der Dunkelheit verzögern die aufgeheizten Fahrbahnen das Abkühlen spürbar. Vor allem Linden, Eschen, Platanen und Ahorn reagieren empfindlich auf Hitzestress.

Bei zu großer, langanhaltender Hitze sinkt die Aufnahme von Kohlendioxid seitens der Bäume deutlich.

Asphalt und verdichteter Untergrund bringt weitere Probleme mit: Regen, der auf die Straßen fällt, verschwindet in der Kanalisation. Er versickert also nicht ins Erdreich.

Verdichtete Untergründe, vor allem unter Straßen, unterbinden außerdem den notwendigen Gasaustausch der Wurzeln im Erdreich.

Die Linde scheint die Grenzen ihrer Leidensfähigkeit erreicht zu haben. Was das sich ändernde Klima noch nicht erledigt hat, schaffen Schädlinge.

Philipp Schönfeld, Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), „Den Superbaum gibt es nicht„, Süddeutsche Zeitung

Gestresste Stadtbäume sondern bei Hitze flüchtige, organische Substanzen (BVOCs) ab. Diese reagieren mit den im städtischen Raum vermehrt vorkommenden Stickoxiden zu gesundheitsschädlichem, bodennahem Ozon.

Beengter Untergrund ist problematisch für das Wachstum der Bäume. Gas- und Stromleitungen, Abwasserkanäle begrenzten das Wurzelwachstum und damit die Aufnahme von Nährstoffen, Wasser, beeinträchtigen die Atmung und begrenzten damit nicht zuletzt die Standsicherheit der Bäume. Gleichzeitig können wachsende Wurzeln Bestandleitungen beschädigen.

Ein zu dichtes Leitungsnetz ist auch der Grund, warum in vielen Straßen, die heute baumfrei sind, nicht ohne weiteres neue Bäume gepflanzt werden können. Kanäle müssten verlegt werden, der Aufwand dafür ist enorm. Der Bau einer Straßenbahn, in deren Zug ohnehin Leitungen verlegt werden, kann daher eine Chance sein, Straßen zu begrünen – auch in Wiesbaden.

Je nach Verlauf des Winters streut die ELW zwischen 450 und 4.500 Tonnen Salz auf Wiesbaden Straßen. Dieses Salz wird häufig durch en Verkehr und Schmelzwasser in die umliegende Vegetation getragen, das Erdreich versalzt.

Das Streusalz reichert sich jahrelang im Erdreich an. Steigt die Natriumkonzentration über 100mg/kg Erdreich, treten sichtbare Schädigungen an der Baumkrone auf: Das Laub stirbt von den Rändern her ab, wird fleckig und wird von den Bäumen verfrüht abgeworfen. Auch verspäteter Austrieb und Wipfeldürre können Folgen der Übersalzung sein.


Wesentliche Abschnitte

Biebricher Allee

(für Details bitte auf das Bild klicken)

1. Ring

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Fotomontage Citybahn auf Kaiser-Friedrich-Ring
Biebrich

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Rheinstraße

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Klarenthaler Straße

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Interaktive Baumkarte

Die interaktive Baumkarte stellt den Status der 2019er-Planungsunterlagen dar. Sie beinhaltet weder die stark baumfreundlichen Ideen des Stadtplanungsamtes, noch unsere eigenen Verbesserungsvorschläge.

Das Baumsaldo der interaktiven Baumkarte auf Basis der Planungsunterlagen 2019.

Nicht im Saldo berücksichtigt sind die vorgesehenen Neupflanzungen, die stark baumfreundlichen Verbesserungen des Stadtplanungsamtes und unsere eigenen Anpassungsvorschläge.

Dunkelgrün: Bestand & nicht betroffen.
Hellgrün: Beispiele für mögliche Neupflanzungen.
Gelb: Unklar.
Rot: Betroffen.
Blau: Erklärung.

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Alle Aussagen, auch die Darstellungen und Fotos basieren auf den aktuellen, öffentlich einsehbaren Plänen. Die CityBahn befindet sich aktuell in der Vor- bzw. Entwurfsplanung. Die Pläne sind Entwürfe, die – obwohl sie auf den ersten Blick exakt wirken – weiter detailliert werden. Entsprechend können sich die Aussagen verändern. Auch erfolgte die Identifikation der betroffenen Bäume rein über den entworfenen Straßenraum – Aussagen über beispielsweise Wurzeln sind anhand der Pläne nicht möglich. Details zum Vorgehen entnehmt ihr bitte der Präsentation (siehe unten).

Insgesamt geben die Pläne aber eine gute Tendenz ab und offenbaren bei genauerer Betrachtung Ansatzpunkte für weitere Verbesserungen. Auch die grundsätzliche Frage nach der zukünftigen Aufteilung des Straßenraumes entlang der Route wird weiter diskutiert werden (müssen).