11.12. Modern trifft Mittelalter

Gent, die Hauptstadt der belgischen Provinz Ostflandern und Wiesbadens Partnerstadt, war durch den Tuchhandel im Mittelalter eine der bedeutendsten Städte Europas. Noch heute künden prächtige Gebäude wie die St.-Bavo-Kathedrale oder die Burg Gravensteen vom damaligen Reichtum. Die Altstadt bildet ein einzigartiges Ensemble und ist Fußgängern, Radfahrern und den öffentlichen Verkehrsmitteln vorbehalten.

Straßenbahn zwischen den Türmen von Sint-Niklaaskerk, Belfried und St.-Bavo-Kathedrale. Fußgänger, Radfahrer und Straßenbahn kommen gut miteinander aus. (Foto: S. Kyrieleis)

Auch die Straßenbahn fährt durch das historische Zentrum, in dem sich auch die Einkaufszone befindet. Selbst in engen Gassen finden die modernen Bahnen Platz, ohne Fußgänger und den Radverkehr zu behindern. Der emissionsfreie Antrieb schützt die historischen Fassaden vor aggressiven Luftschadstoffen. Zudem sind die Straßenbahnen leise.

Wem der Weg von der Haltestelle zu seinem Ziel zu weit ist, der hält einen kostenlosen Elektrokleinbus an. Dieses Gefährt hält auf seinem Linienweg genau dort, wo es der Fahrgast will.

Der kostenlose Elektrobus hält auch zwischen den Haltestellen. (Foto: S. Kyrieleis)

Die Straßenbahn in Gent hat eine lange Geschichte und ist doch ein modernes zeitgemäßes Verkehrsmittel. 1875 fuhr sie zunächst als Pferdebahn und wurde 1898 auf Akkubetrieb umgestellt. Dieser erwies sich aber als störanfällig. Daher stattete man 1904 das Netz mit Oberleitungen aus. Heute setzt DeLjin, der Betreiber des ÖPNV, moderne Niederflurstraßenbahnen des Typs Bombardier Flexity 2 ein.

.Wegen ihres Aussehens nennt die Bevölkerung die Wagen „Albatros“. „De Ljin“ betreibt auch die Straßenbahnen in Antwerpen und an der belgischen Ostseeküste. Auch dort gelten die in Gent gültigen Fahrkarten. Mit Auto oder Eisenbahn ist Gent von Wiesbaden in 4,5 Stunden erreichbar und so ein lohnendes Ziel für eine Wochenendreise.  (/sk)

Tram Gent from SK-Media on Vimeo.

10.12. Von der Leine gelassen

Oberleitung wurde nicht aus dem Foto entfernt. Die 2007 neu eröffnete Straßenbahn von Nizza fährt tatsächlich auf der Linie 1 in Teilen der Innenstadt und auf der Linie 2 oberirdisch sogar vollständig ohne Fahrdraht. Eine spezielle Speichertechnik namens Ecopack macht es möglich, an den Haltestellen genug Ladung für die Weiterfahrt aufzunehmen. Auf dem Titelbild fährt Linie 1 über den Place Garibaldi. (/ws)

Trasse in Nizza: Oberleitungsfrei die Promenade entlang. (Le tramway de Nice flickr photo by Rodrigo_Soldon shared under a Creative Commons (BY-ND) license )
(Nice Tram flickr photo by A. Nothstine shared under a Creative Commons (BY-NC-ND) license )
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09.12. Drink and Drive

Eigentlich sollte es nur eine Abschiedsfahrt werden, um die letzten, zweiachsigen Straßenbahnen aus Frankfurt auszumustern. Aufgrund des enormen Erfolges fährt er nun aber seit vier Jahrzehnten: Der Ebbelwei-Expreß.

An Wochenenden und Feiertagen fahren die historischen Straßenbahnen im Halbstundentakt durch Frankfurt. Pro Runde eine Stunde, an Bord werden Apfelwein und Brezeln serviert, während draußen die Sehenswürdigkeiten vorbeifahren. Der Ebbelwei-Expreß ist Tradition bei Frankfurtern und Touristen– in knapp 40 Jahren zählten die kleinen Trams über 1,5 Millionen Fahrgäste.

Ebbelwei-Expreß am Frankfurter Zoo
Ebbelwei-Expreß am Frankfurter Zoo Foto: 20150829_4322.jpg flickr photo by Schaffner shared under a Creative Commons (BY-NC-ND) license

Was Frankfurt kann, könnte Wiesbaden auch: Im Depot der Mainzer Straßenbahnfreunde steht noch der Triebwagen 97, der bereits in den 50er-Jahren durch Wiesbaden fuhr. Diesen als Rundfahrt durch Wiesbaden fahren, an Bord wechselnde Winzerweine aus der Umgebung servieren. Dazu Spundekäs und Brezelchen und schon haben wir ein ganzjähriges, fahrendes, wetterunabhängiges Weinfest. Für eine ordentliche Rundfahrt bräuchte Wiesbaden allerdings mehr als eine Strecke – aber wer weiß, was die Zukunft bringt. (/ml)

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07.12. Aarhus: bahnsinnige Steigerung

Seit dem 21. Dezember 2017 fährt im dänischen Aarhus (335 000 Einwohner) wieder eine Straßenbahn. Es ist das erste von drei Neubauprojekten in Dänemark, wo seit 1972 keine Straßenbahn mehr fuhr. Neben Aarhus wird in Odense (180 000 Einwohner) im Jahr 2020 und in Kopenhagen (610 000 Einwohner) im Jahr 2024 eine neue Straßenbahn eröffnet.

Haltestelle Universität. Bild: L1105 – (Universitetshospitalet, Skejby, 22.12.17)DSC_0633_Balancer flickr photo by Lav Ulv shared under a Creative Commons (BY) license

Nach etwa 100 Tagen liegt das Fahrgastaufkommen knapp 40 Prozent über dem Niveau, bei dem Strecke durch Bussen bedient wurde. Sechs Prozent der Fahrgäste verzichten auf die Fahrt mit dem Auto zugunsten der Straßenbahn. Die Immobilienpreise entlang der betriebenen sowie entlang geplanter Strecken ziehen laut ortsansässigen Immobilienmaklern bereits an.

Direkte Umstiegsmöglichkeit im Hauptbahnhof Foto: L1208 – (Aarhus H, 09.04.18)DSC_5387_Balancer flickr photo by Lav Ulv shared under a Creative Commons (BY) license

Die Aarhus Letbane ist als Stadt-Umlandbahn konzipiert und verbindet auf derzeit zwei Linien das Stadtzentrum von Aarhus mit den umliegenden Gemeinden. Weitere Streckenverläufe sind in Planung.

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05.12. Auf der Insel geht’s bergauf

Die neu gebaute und 2007 eröffnete Straßenbahn auf Teneriffa verbindet derzeit die Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife mit der Universitätsstadt San Cristobal de La Laguna. Dabei überwinden die bunten Triebwagen der Linie 1 auf 12,5 km einen Höhenunterschied von 600 Metern.

Seit Mai 2009 verkehrt die Linie 2 auf der drei Kilometer langen Strecke von La Cuesta nach Tíncer. Erweiterungen sind geplant.

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04.12. Güter fahren mit der CarGoTram

Zwei Straßenbahnen, beide knapp 60 Meter lang, pendeln mehrfach täglich zwischen  der Gläsernen Manufaktur und einem Logistikzentrum am Stadtrand Dresdens. Mit eigens gebauten Waggons kann jeder Zug bis zu 60 Tonnen (bzw. 214 Kubikmeter) Güter transportieren – dafür wären sonst drei LKW mit Sattelauflieger notwendig. Die Bahnen schwimmen auf einer Strecke von knapp fünf Kilometern einfach im normalen Straßenbahnverkehr mit.

Frze, Dresden Cargo Tram Volkswagen, CC BY-SA 3.0

Seit 2001 rollt die Güterstraßenbahn „CarGoTram“ durch Dresden. Ihre Aufgabe: Versorgung der Gläsernen Manufaktur von VW mit Bauteilen.  14 Jahre lang lieferte die Tram die Teile zur Produktion des Phaeton, nach einjähriger Pause seit 2017 nun die Teile für den e-Golf.

Dresden CarGoTram flickr photo by kaffeeeinstein shared under a Creative Commons (BY-SA) license

Die ungewöhnliche Lieferkette begründet sich in der außergewöhnlichen Lage der Manufaktur: in unmittelbarer Nähe der barocken Altstadt und des Botanischen Gartens forderte die Stadt Dresden bei der Eröffnung ein umwelt- und stadtverträgliches Konzept.  Der Transport mit der CarGoTram ist nicht nur um ein vielfaches leiser als per LKW – er reduziert den CO2-Ausstoß auch um mehr als die Hälfte. (/ml)

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02.12. Bahnsinnig gut shoppen in Zürich

Das schweizerische Zürich und seine aktuell 410.000 Einwohner sammeln seit 1882 Erfahrung mit Straßenbahnen, die dort Tram genannt werden. Sie führten sie also zwölf Jahre nach Wiesbaden ein. Da die Züricher noch konservativer sind als die Wiesbadener, trotzten sie dem Trend der automobilgerechten Stadt und ließen sie nach dem Krieg weiterfahren. Und das sehr erfolgreich! Das Netz wurde dort stets ausgebaut und die derzeitigen Planungen reichen weit in das nächste Jahrzehnt. Die Trampilotinnen und -piloten befördern im Moment auf 136 Kilometer Streckenlänge in 258 Fahrzeugen 205 Millionen Fahrgäste jährlich.

Die Züge sind bis auf wenige Ausnahmen in blau-weiß gehalten, entsprechend dem Stadtwappen. Und diese Ausnahmen haben zu Beginn des Jahrzehnts zu heftigen Diskussionen geführt. Denn auch die Zürcher sind ein bisschen konservativ und achten auf ihr Stadtbild! Zwar gibt es schon länger die Möglichkeit, auf der Dachkante Außenwerbeflächen zu buchen, diese stören aber nicht das blau-weiße Design. Ganz anders die Sonder- und Werbetrams, die gänzlich im Werbedesign getaucht sind. Die Auswahl und Anzahl erfolgt dabei sehr sorgfältig. Die Tramtradition und das Stadtbild dürfen halt trotz willkommener Mehreinnahmen nicht allzu gestört werden.

Wo so viel Licht ist, darf Schatten nicht fehlen. Die berüchtigte Bahnhofstraße, die am Paradeplatz vorbeifährt, zeugt davon. Einst sicher eine Flaniermeile mit duftenden Pferdeäpfeln und den Auslagen des lokalen Einzelhandels. Aber kaum ein lokaler Einzelhändler hat überlebt, wie die Bilder eindrücklich zeigen. Sogar die örtliche Chocolaterie ist inzwischen ein internationaler Konzern geworden. Die Geschäfte an der Bahnhofstraße bieten auch nur noch Waren von gesichtslosen Konzernen feil. Auch die Straßen zwischen den Bäumen sind steril sauber geworden. Kein Pferdeapfel, keine Dönerverpackung oder Zigarettenkippe ziert das sorgfältig verlegte Trottoir.

Was wird wohl aus der Wiesbadener Einkaufswelt werden, wenn die CityBahn Kunden von außen herankarrt? (/pj)

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01.12. Ein Abschied auf Zeit

Während Straßenbahnen in anderen Städten unserer Größenordnung zum Standard gehören, erinnern sich in Wiesbaden wohl nur noch die älteren Einwohner an eine Tram. Dabei war die Landeshauptstadt früher von einem dichten Straßenbahnnetz überzogen – rund 50 Kilometer Strecke, befahren von einem knappen Dutzend Linien.

Die historische WIesbadener Straßenbahn vor dem alten Kurhaus
Die historische WIesbadener Straßenbahn vor dem alten Kurhaus

Die Geschichte begann 1874 mit einer ersten, schienengebundenen Pferdebahn. Betrieben von der Wiesbaden Tramways Company verband sie auf drei Kilometern den alten Rheinbahnhof über die Taunusstraße mit dem Nerotal. In den 1920ern erreichte die Bahn ihre Blüte mit Verbindungen auf allen wichtigen Straßen der Stadt, inklusive einer Verbindung nach Mainz über die Theodor-Heuss-Brücke.

Der 2. Weltkrieg läutete den Anfang vom Ende ein – massive Schäden am Straßenbahnnetz, den Fahrzeugen und den Werkstätten ließen den Straßenbahnbetrieb ausbluten. So konnten 1945 nur vier Linien wieder in Betrieb gehen, die auf Verschleiß gefahren wurden. 1952 waren nur noch drei Linien übrig. Drei Jahre später wurde der Betrieb schließlich komplett eingestellt, 1961 ebenso der Ersatzbetrieb mit Oberleitungsbussen.

Gewichen ist sie der Idee einer autogerechten Stadt und der Diskussion um Das neue Wiesbaden – Ansätze, in denen das Bergkirchenviertel zugunsten einer Plattenbausiedlung geopfert werden sollte und welche in städtebaulichen Verbrechen wie der Hochstraße auf der Schwalbacher Straße endeten.

Aufmerksame Beobachter sehen aber heute noch Relikte der Straßenbahnzeit – seien es vereinzelte Gleisreste, die hier und da zum Vorschein kommen oder an Gebäuden in Biebrich, an denen die Befestigungen der Oberleitungen noch erhalten blieben. (/ml)

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Neue Verbindungen zum Fahrplanwechsel

Zum Fahrplanwechsel am 09. Dezember gibt es in Wiesbaden und seinem Umland einige Verbesserungen für Bus- und Zugnutzer. Auf bestehenden Strecken werden ebenso neue Linien eingezogen. . Wir werfen einen Blick auf die wichtigsten Maßnahmen und bewerten, auf welche Weiste auch die Wiesbadener Einwohner davon profitieren könnten.

Die neuen Verbindungen können bereits jetzt  über den DB-Navigator abgerufen werden.

RB75: Wiesbaden – Mainz – Aschaffenburg

Der Betrieb der Regionalbahn 75 geht zum Fahrplanwechsel von der Deutschen Bahn (DB) auf die Hessische Landesbahn (HLB) über. Damit bekommt die Linie nicht nur mehr Türen und mehr Sitzplätze, sondern auch modernere Züge mit Steckdosen und WLAN. Die HLB hat eigens für die RB75 neue Garnituren des Typ Corodia Continental von Alstom beschafft. Die HLB bietet mit diesen Zügen einen verdichteten Takt an: Zwischen Wiesbaden und Darmstadt von Montag bis Samstag zu den Kernzeiten im Halbstundentakt; zusätzliche Fahrten außerdem in den frühen Morgen- und späten Abendstunden sowie in den Wochenendnächten.

RE9: Neue Expresslinie Eltville – Frankfurt (ohne Halt in Wiesbaden)

Mit der neuen Regionalbahnlinie 9 (Rheingauexpress) bietet der VIAS im Berufsverkehr eine neue Direktverbindung zwischen Eltville und Frankfurt an. Ohne Umweg über den Wiesbadener Hauptbahnhof, spart sie zehn bis zwölf Minuten Fahrtzeit. Vom Rheingau nach Frankfurt gibt es so zwei zusätzliche Expressfahrten in den Morgenstunden, in die Gegenrichtung je eine morgens und eine abends. Die Fahrtzeiten sind in der Tabelle dargestellt.

Die Züge der RB10 (Rheingaulinie), die weiter im Hauptbahnhof halten, werden dadurch vom Andrang entlastet. Sie verkehren künftig im Sommer außerdem durchgehend halbstündlich.

Relationaban
Eltville → Frankfurt Hbf06:0506:50
08:0508:52
Frankfurt Hbf → Eltville07:1107:52
17:1017:52
Fahrtzeiten des neuen RheingauExpress (RE9)

RB33: Neue Direktverbindung Wiesbaden – Bad Kreuznach – Idar-Oberstein

Die Regionalbahn 33 der vlexx bietet von Dezember an einmal täglich eine Direktverbindung nach Wiesbaden, Pendler aus Idar-Oberstein bzw. Bad Kreuznach können somit künftig ohne Umstieg nach Wiesbaden fahren – morgens hin, abends zurück. Die Gefahr, den Anschuss zu verpassen, ist damit gebannt und die Fahrtzeit verkürzt sich.

Relationaban
Bad Kreuznach → Wiesbaden Hbf06:4007:31
Wiesbaden Hbf → Bad Kreuznach17:0818:02

RE4 und RE14: Zusätzliche Direktverbindungen Mainz-Frankfurt

Die Regionalexpresslinien RE4 (aus Karlsruhe) und RE14 (aus Mannheim) enden bislang in Mainz Hbf. Mit dem Fahrplanwechsel werden die Züge ein Mal pro Stunde nach Frankfurt verlängert. Mit zwei Zwischenstopps in Hochheim und Höchst geht es von Frankenthal/Worms über Mainz Hbf nach Frankfurt Hbf. In die Gegenrichtung wird diese Verbindung künftig im Zweistundentakt angeboten. Je nach Start-/Zielort verkürt sich die Reisezeit um bis zu zehn Minuten. Da der Umstieg entfällt, riskieren Pendler nicht mehr, die Anschlusszüge zu verpassen.

Expressbuslinien

Für diese Bus- und Expressbuslinien ergeben sich Verdichtungen des Taktes – im Detail sind die Veränderungen auf der Homepage des rmv nachzulesen:

  • X26 – Wiesbaden ↔ Bad Homburg
  • X72 – Wiesbaden ↔ Limburg
  • 171 – Wiesbaden ↔ Rüdesheim
  • 269/271 – Wiesbaden ↔ Bad Schwalbach
  • 275 – Wiesbaden ↔ Nastätten

Fazit

In den Tagen nach dem Fahrplanwechsel treten erfahrungsgemäß ein paar Kinderkrankheiten auf – Personal, Technik und Abläufe müssen sich erst einspielen. Wir hoffen, dass diese möglichst kurz ausfällt und die Pendler wenig belastet. Die beteiligten Bahnunternehmen DB, vlexx, VIAS und die HLB haben ja bereits Erfahrungen im Bahnbetrieb.

Gerade für Pendler bringt der Fahrplanwechsel deutliche Verbesserungen, Beschleunigungen und weniger verpasste Anschlusszüge. Bleibt zuhoffen, dass auf diese Weise für viele der Umstieg auf den Nahverkehr attraktiv wird. Und dass die Anbieter auch künftig mit dem Ausbau der Verbindungen fortfahren.  

Maßnahmen für fließenderen Busverkehr

Gemeinsam setzen die Stadt Wiesbaden und die ESWE aktuell mehrere Maßnahmen um, die den Busverkehr in der Innenstadt flüssiger und zuverlässiger machen sollen. Sie sind ein Bestandteil des Luftreinhalteplanes. 1
Massnahmenliste (Anlage 1 zum Luftreinhalteplan der Stadt Wiesbaden)
Die Veränderungen bringen – obwohl sie mit relativ wenig Aufwand verbunden sind – spürbare Entlastungen für einige stark frequentierte Busrouten in der Innenstadt. Wir haben uns die ersten Veränderungen einmal im Detail angeschaut.

Darstellung der Maßnahmen zur Beschleunigung des Busverkehres in der Innenstadt. Grün: Neue Busspuren. Gelb: andere Maßnahmen. (Eigene Darstellung auf Basis OpenStreetMaps.)
Darstellung der Maßnahmen zur Beschleunigung des Busverkehres in der Innenstadt. Grün: Neue Busspuren. Gelb: andere Maßnahmen. (Eigene Darstellung auf Basis OpenStreetMaps.)

Wilhelmstraße (1)

Auf der Wilhelmstraße wird zwischen Burgstraße und Friedrichstraße in Fahrtrichtung Süden eine Busspur installiert. Partiell existierte diese Spur bereits, sie wird jetzt aber durchgehend ausgeführt. Davon profitieren vor allem die täglich knapp 300 Busse der Linien 1, 8 und 16, die diesen Abschnitt in Richtung Süden gen Hauptbahnhof befahren. In Richtung Norden wird es auf dem selben Abschnitt ein absolutes Halteverbot geben, um hier den Verkehrsfluss ebenfalls flüssiger zu gestalten.

Luisenstraße, Friedrichstraße, Parkhaus Dernsches Gelände (2)

Sowohl die Luisen- als auch die Friedrichstraße freuen sich über neue Busspurabschnitte. Auf der Luisenstraße wird zwischen dem Luisenplatz und der Bahnhofstraße eine neue Spur eingerichtet, auf der Friedrichstraße zwischen der Ausfahrt der Tiefgarage unter dem Dernschen Gelände und der Bahnhofstraße.

Die Ausfahrt aus der Tiefgarage wird ebenso nur noch nach Osten in Richtung Wilhelmstraße möglich sein, um hier durch eine Umlenkung des Autoverkehres die Bahnhofstraße zu entlasten. Ebenso ensteht eine neue Busspur auf der Bahnhofstraße zwischen Luisen- und Friedrichstraße. Damit soll der Busverkehr vom Autoverkehr getrennt werden – Rückstaus vor der Einfahrt zur Tiefgarage Dernsches Gelände sorgten hier oft für Verspätungen.

Wegfallende Parkplätze in Bahnhof-, Rhein- und Oranienstraße (3)

An drei Stellen entfallen in der Innenstadt Halte- und Parkmöglichkeiten zugunsten eines besser fließenden Verkehres.

Auf der Bahnhofstraße entfallen drei Parkplätze zwischen Luisen- und Rheinstraße. Im Gegenzug wird die Rechtsabbiegespur in Richtung Bahnhofstraße verbreitert – der abbiegende und der geradeausfahrende Verkehr damit besser getrennt. Damit werden die Auswirkungen von Rückstaus auf der Rheinstraße abgemildert.

Im Verlauf der Rheinstraße wird die rechte Spur zwischen Luisenplatz und Kirchgasse durchgehend für den Verkehr vorgesehen – temporäre Parkmöglichkeiten entfallen hier. Der durch die ein-, aus- und falschparkenden Autos entstehende Rückstau zieht sich oft bis auf die Bahnhofstraße – eine mit weit über 1.000 Busfahrten am Tag essenzielle Route für den innerstädtischen ÖPNV.

Ebenso werden auf der Oranienstraße zwischen Rheinstraße und der Oranienschule Parkplätze entfallen. Durch die vergleichsweise engen Spuren und den leichten Linksschwenk bei Fahrten von der Schwalbacher- auf die Oranienstraße kommt es hier häufig zu unnötigen Bremsmanövern und Unfällen. Ebenso zwingen die dort parkenden Autos die Busse oft, nach links auszuweichen und somit beide Spuren zu blockieren.

Bahnhofstraße (4)

Zu guter Letzt bekommt die Bahnhofstraße – zusätzlich zu bereits geschilderten Änderungen – eine neue Busspur zwischen dem Geschwister-Stock-Platz und der Adelheidstraße. 

Fazit

Wir begrüßen ausdrücklich alle sinnvollen Veränderungen, die zu einer nachhaltigen Verbesserung des innerstädtischen Verkehrssituation führen, und freuen uns  darüber, dass die Stadt Wiesbaden in jüngerer Zeit endlich konkrete Maßnahmen zur Verbesserung des ÖPNV und Radverkehrs umsetzt.

Die neu eingerichteten Busspurabschnitte sind ein guter Baustein dafür, dass Busse besonders in den Stoßzeiten zuverlässiger und schneller ans Ziel kommen. Gerade für Pendler, die am Hauptbahnhof einen Anschlusszug bekommen müssen, hat das handfeste Vorteile und wird so helfen, die die Attraktivität des Öffentlichen Nahverkehrs zu steigern. Der Lückenschluss auf anderen wichtigen Abschnitten (beispielsweise auf dem 1. Ring) sollte daher ebenfalls zeitnah erfolgen. 

Gemeinsam mit den geschützten Radwegen (protected bike lanes), die ebenfalls in der vergangen Woche realisiert wurden, bewegen wir uns Schritt für Schritt hin zu einen besseren innerstädtischen Verkehr – sind aber noch lange nicht am Ziel angekommen. Hierfür werden noch etliche weitere Änderungen notwendig sein, von denen viele bereits im  Maßnahmenkatalog aufgeführt sind.

Es ist natürlich schade, dass derartige Verbesserungen, von denen so viele Wiesbadener profitieren, erst unter dem Damoklesschwert des drohenden Dieselfahrverbots Fahrt aufnehmen. Viele sinnvolle Änderungen hätten schon vor Jahren realisiert werden können und sollen!

Die jetzt kurzfristig realisierten Maßnahmen sollten übrigens nicht darüberhinwegtäuschen, dass ein Pinselstrich alleine keine Straße zu einer vollwertigen Busspur macht. Wer die Bushaltestellen in Wiesbaden aufmerksam beobachtet, stellt fest, dass sich die Asphaltdecke unter den hohen Achslasten der Busse schnell verformt. Beständiger Busverkehr verkürzt die Lebensdauer der Straßendecke spürbar – viele stark befahrene Haltestellen haben deshalb bereits eine Betondecke oder werden aktuell umgebaut. Busspuren auf herkömmlichem Straßenbelag weisen aus diesem Grund ebenfalls einen erhöhten Instandhaltungsbedarf auf und sollten deshalb langfristig durch mit einem langlebiger Unterbau versehen werden.

Auch aus diesem Grunde ist es sinnvoll das Wiesbadener Busnetz auf den meist frequentierten Strecken durch ein leistungsstarkes, langlebiges und weitgehend verkehrsunabhängiges schienen-gebundenes Verkehrsmittel zu ergänzen. Zumal erst die CityBahn eine deutliche erhöhung des ÖPNV-Anteils am Straßenverkehr und somit eine spürbare Reduzierung der Gesamverkehrslast ermöglicht.

weitere Links

Die beschriebenen Beschleunigungsmaßnahmen für Busse sind ein Baustein des sogenannten Sofortpaket der Landeshauptstadt Wiesbaden Luftreinhaltung zur Vermeidung eines Dieselfahrverbots. Hier findet man den kompletten Maßnahmenkatalog als pdf.