Nachhaltige Verkehrspolitik wirkt!

Stellungnahme von Bürger ProCityBahn e.V. zu den vorläufig abgewendeten Dieselfahrverboten in Wiesbaden

Pressemitteilung vom 15. Februar 2019

Die Stadt Wiesbaden hat es durch ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur Luftreinhaltung geschafft, Gericht und Kläger davon zu überzeugen, dass eine Senkung der überhöhten Stickoxid-Konzentrationen in der Stadtluft auch ohne Dieselfahrverbote zu erreichen ist. Wiesbaden ist die erste deutsche Großstadt überhaupt, die ohne Fahrverbote aus einem solchen Prozess hervorgehen konnte.

Die Einigung vor Gericht ist aber kein Freifahrtschein, sondern eine Hypothek. Sie muss durch weiterhin konsequentes Handeln in der Zukunft erst noch eingelöst werden muss. Es wäre ein großer Fehler, sich jetzt zurückzulehnen oder gar die Maßnahmen in Frage zu stellen, die den Erfolg vor Gericht erst möglich gemacht haben. Zumal Stickoxidbelastung ja nicht die einzige negative Auswirkung des überhand nehmenden Pkw-Verkehrs sind – auch die steigenden Treibhausgas-Emmissionen, der wachsende Flächenverbrauch, die Unfallgefahr, Lärm und das durch das Park-Chaos und autobahnartige Verkehrsschneisen beeinträchtigte Stadtbild sind Probleme, die nicht länger ignoriert werden können.

Es ist also weiterhin konsequentes Handeln gefragt – kurzfristig wie langfristig. Und dazu gehört neben den bereits beschlossenen Maßnahmen auch die CityBahn, als Rückgrat für die neue, multimodale Mobilität in unserer Stadt.

Bei der Einlösung des vor Gericht abgegebenen Versprechens sind alle gefragt – die politischen Akteure genauso wie jede Bürgerin und jeder Bürger.

Was jeder von uns jetzt tun kann

Jede und jeder von uns sollte sich die Frage stellen, wie er Mobilität nachhaltiger gestalten und sich und seinen Mitmenschen Schadstoffe, Lärm und Stau ersparen kann. Wir alle können kürzere Wege zu Fuß zurücklegen. Für die etwas längeren Strecken bieten sich das Rad und dann der Nahverkehr an. Und wenn es dann tatsächlich mal das Auto sein muss, dann sollte man damit möglichst nicht alleine unterwegs sein. Wenn auch nur jeder Zweite Fahrgemeinschaften bildet, so könnte man die Pkw-Menge bereits um fast ein Viertel reduzieren. Wenn weniger Autos unterwegs sind, profitieren davon nicht nur alle anderen Verkehrsteilnehmer, sondern insbesondere diejenigen, die wirklich auf einen Pkw angewiesen sind.

Auch für die Kritiker des Projektes CityBahn wäre dies eine günstige Gelegenheit, ihre ablehnenden Positionen zu überdenken. Es ist, wie das Gerichtsverfahren wieder erwiesen hat, erfolgversprechender, die Zukunft der Mobilität umwelt- und zugleich fahrgastfreundlich zu gestalten, statt solche Initiativen zu bekämpfen und verbissen alte Pfründe zu verteidigen.

Was die Politik jetzt tun sollte

Die Politik ihrerseits muss jetzt den eingeschlagen Weg konsequent fortsetzen und dem Umweltverbund (also ÖPNV, Rad- und Fußverkehr) Vorrang gegenüber den motorisierten Individualverkehr einräumen. Je mehr Menschen ihre Wege ohne Pkw zurücklegen können, umso besser läuft es für alle.

Gefragt ist eine weitsichtige Politik, die Demographie, wachsende Einwohnerzahlen und steigende Mobilitätsbedürfnisse im Blick hat und heute die Verkehrsinfrastruktur für eine lebenswerte Zukunft schafft.

Wir unterstützen die Erstellung eines Mobilitätsleitbildes und fordern alle verkehrspolitischen Akteure dieser Stadt (ausdrücklich auch die FDP und die beiden Anti-CityBahn-BIs) dazu auf, daran konstruktiv mitzuwirken. Blockadehaltungen und das einseitige Ausschließen vielversprechender Alternativen (wie der CityBahn) bringen uns nicht weiter und gefährden die Zukunft unserer Stadt. Wenn die Gefahr von Fahrverboten und anderen härteren umweltpolitischen Einschränkungen langfristig ausgeschlossen werden soll, so ist die Umsetzung von Maßnahmen hin zu einer konsequenten Verkehrswende dringend notwendig.

Bürgerbeteiligung zum Luftreinhalteplan

CityBahn fehlt! Bis 02. Januar für Wiesbaden kommentieren

Das Land Hessen hat hier (Link) den Entwurf zur zweiten Fortschreibung des Luftreinhalteplans für Wiesbaden veröffentlicht. Die Öffentlichkeitsbeteiligung läuft noch bis zum 02. Januar 2019. Bedenken, Anregungen oder Einwände können unter dem Stichwort „Luftreinhalteplanentwurf Wiesbaden“ per E-Mail an poststelle@umwelt.hessen.de eingesendet. Wir fordern die Wiesbadener Mitbürger auf, diese Möglichkeit zu nutzen.

Der Entwurf zeigt auf, dass die Hauptbelastung durch Stickoxide von Diesel-Fahrzeugen stammt und beschreibt das Sofortpaket der Stadt. Dieses Sofortpaket schafft Anreize zum Umstieg vom PKW hin zu umweltfreundlicheren Alternativen wie zu Fuß, Fahrrad und ÖPNV. Hierdurch erhofft sich die Stadt die Einhaltung der Grenzwerte bis 2020.

Viele positive Aspekte finden sich in dem Entwurf. Mit dem ausgebauten Zugangebot zum Fahrplanwechsel und den Maßnahmen zur Busbeschleunigung wurden einige sogar bereits umgesetzt. Andere (wie der Ausbau der P+R-Parkplätze) folgen hoffentlich zeitnah. Perfekt ist dieser Plan dennoch nicht.

Uns, dem Verein Bürger Pro CityBahn e.V., fehlt zusätzlich zu dem Sofortpaket, eine langfristige Planung im vorliegenden Entwurf. Es geht im Luftreinhalteplan nicht ausschließlich darum, die Grenzwerte bis 2020 einzuhalten, sondern auch um die Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit der Maßnahmen. Die geplante Verlagerung von PKW auf die Verkehrsträger Fuß, Rad und ÖPNV wird Platz beanspruchen, der momentan von PKWs belegt ist. Durch das vorhergesagte Bevölkerungswachstum verschärft sich diese Situation. Daher fordern wir das Land Hessen auf, den Luftreinhalteplan beispielsweise um folgende Maßnahmen zu ergänzen:

  1. eine zusätzliche Rheinquerung für ÖPNV, Fuß und Rad
  2. die Planung der City-Bahn inkl. weiterer Linien
  3. konkrete Beschreibung des Radverkehrsnetzes 2030, welches über das Grundnetz 2020 hinausgeht
  4. Führung des 1. Rings auf Höhe Hauptbahnhof für den Autoverkehr unter der Erde, um den anderen Verkehrsträgern den nötigen Raum und einen schnellen und komfortablen Umstieg zu ermöglichen.

Ein besonderes Anliegen ist für uns, die CityBahn als langfristiges Ziel aufzunehmen. Die im Entwurf enthaltene Begründung für die Nichtberücksichtigung greift aus drei Gründen zu kurz:

  1. Der erwartete Umstieg von PKW auf ÖPNV bewirkt den völligen Kollaps des bereits jetzt vollkommen überlasteten Busverkehr. Unsere Stadt braucht ein leistungsfähiges, effizientes Massentransportmittel. Einfach mehr Busse ist aus mehreren Gründen weder möglich noch sinnvoll.
  2. Es dürfen (und sollten!) auch Maßnahmen beschrieben werden, die erst nach dem Jahr 2020 ihre Wirkung erfüllen können.
  3. Eine Mehrheit der Parteien spricht sich schon heute für den Bau einer City-Bahn aus.

Außerdem fehlt aus unserer Sicht die Prüfung und gegebenenfalls Umsetzung der folgenden schnell wirkenden Maßnahmen:

  • Eine Überarbeitung der Führung verschiedener Buslinien sowie die Anpassung der Fahrzeuggröße (von Solo- auf Gelenkbus), um Strecken zu entlasten und insgesamt mehr Kapazität zur Verfügung zu stellen
  • Die Einführung eines Tempolimits (Tempo 30) innerhalb der Umweltzone
  • Ein zeitweises Durchfahrtsverbot für LKWs
  • Die Direktverbindung von Wiesbaden nach Bad Kreuznach fährt nur zwei Mal täglich und nur in eine Richtung. Mit diesem stark beschränkten Angebot können Autofahrer schwer zum Umstieg bewegt werden. Für Wiesbadener mit Arbeitsplatz in Rheinhessen gibt es momentan keine umsteigefreie Zugverbindung.

Darüberhinaus fehlt ein Kapitel mit weiterführenden Maßnahmen, falls die Belastung nicht wie vorgesehen sinkt. (/cs)

Mit Park and Ride zum Luftreinhalteplan

Der Luftreinhalteplan des Landes Hessen geht in die zweite Fortschreibung. Noch bis zum 02. Januar 2019 können alle Bürger Einwände, Vorschläge, Kritiken einbringen – wie das geht, erfahrt ihr hier (Link). Den bisherigen Entwurf findet ihr hier (Link).

Wir haben im Kapitel Park+Ride-Parkplätze (S. 61, Kapitel 8.3.7.5) ins Detail geschaut und stellen euch die vorgesehenen Maßnahmen in und um Wiesbaden vor. Zuvor noch: Die vorgestellten Orte sind Vorschläge – denn, so schreibt der Plan:

Zur Verringerung des motorisierten Individualverkehrs in der Innenstadt ist bis 2020 die Ausweisung von mindestens fünf Park-Ride Parkplätzen vorgesehen.

Es werden also nicht zwangsweise alle Vorschläge umgesetzt. Welche und wie viele liegt aber auch in Bürgerhand – daher ist eine rege Beteiligung an dem Plan wichtig. Insgesamt sollen aber bis 2020 mindestens 1.970 P+R-Stellplätze zusätzlich entstehen.

Um die P+R-Parkplätze (sowohl die bereits bestehenden als auch die geplanten) möglichst effektiv nutzen zu können, wünschen wir uns zusätzlich eine live-Auskunft über die Belegung der jeweiligen Standorte. Damit wird nicht nur in Echtzeit ersichtlich, wo noch Platz ist (und unnötige Fahrten damit vermieden). Über eine Durchschnittsbetrachtung mehrerer Wochen wird außerdem die Wochenschankung sichtbar – also an welchen Wochentagen zu welchen Zeiten wieviel Platz ist. München beispielsweise fasst ähnliche Informationen schon im Internet zusammen. Dort sind die Belegungen sogar mit der Fahrplanauskunft der MVV verknüpft.

Für alle P+R-Plätze gilt dabei:

Bei bestehenden P&R-Anlagen soll ab Dezember 2018 und bei den neu zu schaffenden P&R-Anlagen zum jeweiligen Datum der Fertigstellung ein dicht getakteter, vergünstigter Shuttle-Bus in die Innenstadt angeboten werden.

Aus: Luftreinhalteplan, zweite Fortschreibung (Entwurf).
Übersicht der P+R-Standorte aus dem Entwurf des Luftreinhalteplans. (Eigene Darstellung auf Basis OpenStreetMap (Lizenz). Die Lage der Parkplätze wurde basierend auf den Informationen des Luftreinhalteplanes (Entwurf) angefertigt und kann daher im Detail fehlerhaft sein.)

Taunusstein

Kurzfristige Herstellung von ca. 140 Stellplätzen an zwei Standorten in Taunusstein: (1) Haltestelle Wehen Marktplatz, (2) Busbahnhof Altensteiner Straße. Weitere ca. 70 Stellplätze im Bereich Hofwiesen mittelfristig herstellbar (Baurecht liegt vor).

Aus: Luftreinhalteplan, zweite Fortschreibung (Entwurf).

In Taunusstein sind drei zusätzliche P+R-Parkplätze angedacht. Die beiden Plätze in Wehen und Bleidenstadt lägen damit auch direkt an der geplanten Route der CityBahn.

Parkplatz Platte

Der vorgesehene P+R-Parkplatz am Parkplatz Platte.
Eigene Darstellung auf Basis OpenStreetMap (Lizenz).

Einrichtung eines P&R-Parkplatzes auf dem bestehenden Parkplatz Platte (ca. 120 Stellplätze) mit Einrichtung eines Bus-Shuttles

Aus: Luftreinhalteplan, zweite Fortschreibung (Entwurf).

Niedernhausen

Der vorgesehene P+R-Parkplatz in Niedernhausen – hier am RheinMain-Theater.
Eigene Darstellung auf Basis OpenStreetMap (Lizenz).

Wiederaufbau des Bahnhaltepunkts in Niedernhausen am Rhein-Main-Theater mit ca. 300 Stellplätzen

Aus: Luftreinhalteplan, zweite Fortschreibung (Entwurf).

Hier spricht der Plan von einem Wiederaufbau des Bahnhaltepunktes Niedernhausen – vermutlich an der Ländchesbahn zwischen Niedernhausen und Wiesbaden. Der Haltepunkt läge damit knapp 1,5 km vom Niedernhausener Hauptbahnhof entfernt.

Niederwalluf

Der vorgesehene P+R-Parkplatz in Niederwalluf (Bahnhof).

Eigene Darstellung auf Basis OpenStreetMap (Lizenz).

neue P&R-Anlage mit Schienenverkehrsanbindung am Bahnhof in Niederwalluf mit ca. 150 Stellplätzen

Aus: Luftreinhalteplan, zweite Fortschreibung (Entwurf).

Der vorgesehene P+R-Parkplatz in Niederwalluf hat direkte Schienenverkehrsanbindung. Von hier aus ist mit der RB10 (Rheingaulinie) sowie mit dem neuen RE9 (Rheingauexpress) beispielsweise Frankfurt umsteigefrei zu erreichen. Fahrtzeit: Knapp 50 Minuten (RB10) bzw. 40 Minuten (RE9).

Berliner Straße

Der vorgesehene P+R-Parkplatz oberhalb der JET-Tankstelle in der Berliner Straße. (Eigene Darstellung auf Basis OpenStreetMap (Lizenz).

Bau eines Parkhauses (ca. 930 Stellplätze) auf dem derzeitigen Parkplatz Berliner Straße (oberhalb der Jet-Tankstelle)

Aus: Luftreinhalteplan, zweite Fortschreibung (Entwurf).

Hier soll also ein Parkhaus entstehen mit massiven knapp 1.000 Parkplätzen. Spannend wird hier die Verkehrsführung – das Parkhaus liegt damit ja auf der stadtauswärts-führenden Seite der Berliner Straße.

Äppelallee und Kahle Mühle

Der vorgesehene P+R-Parkplatz an der Äppelallee.

(Eigene Darstellung auf Basis OpenStreetMap (Lizenz).)

neue P&R-Anlage an der Äppelallee innerhalb des östlichen Ohres der Autobahnausfahrt mit ca. 200 Stellplätzen

Aus: Luftreinhalteplan, zweite Fortschreibung (Entwurf).

In der Äppelallee entsteht der P+R-Parkplatz hoffentlich nicht nur mit der neuen Shuttle-Verbindung in die Innenstadt – auch eine geschickte Verknüpfung mit dem regulären Busnetz erscheint sinnvoll. Auch hier wird die Verkehrsführung spannend, damit bei großem Andrang kein Rückstau entsteht, der die Autobahnausfahrt beeinträchtigt.

Zusätzlich soll der schon existente P+R-Parkplatz Kahle Mühle um knapp 60 Stellplätze erweitert werden. (/ml)

(Quelle der Karten: Eigene Darstellung auf Basis OpenStreetMap (Lizenz). Die Lage der Parkplätze wurde basierend auf den Informationen des Luftreinhalteplanes (Entwurf) angefertigt und kann daher im Detail fehlerhaft sein.)

Gerichtsverhandlung über den Luftreinhalteplan der Stadt Wiesbaden – ein Zwischenfazit

Auch wenn beim ersten Verhandlungstermin noch kein Urteil im Prozess über die Dieselfahrverbote gefällt und das Verfahren in den Februar vertagt wurde, möchten wir kurz zum Stand des Verfahrens Stellung nehmen:

Wir sind eine Bürgerinitiative, die sich für die Verkehrswende und insbesondere einen leistungsfähigeren und attraktiveren, öffentlichen Nahverkehrs in Wiesbaden einsetzt. In den letzten Wochen unternahm die Stadt Wiesbaden viel, um die drohenden Dieselfahrverbote abzuwenden. Wir begrüßen ausdrücklich diese Maßnahmen, die alle das Ziel hatten, die Verkehrslast zu senken.

Wiesbaden darf jedoch nicht bei diesen Sofortmaßnahmen stehen bleiben. Wir müssen auch mittel- und langfristig diesen Weg konsequent weiter beschreiten hin zu einer weniger verkehrsbelasteten, lebenswerteren und gesünderen Stadt. Einer Stadt mit weniger Pkws, mehr Raum für Menschen und einer gut funktionierenden Infrastruktur für ÖPNV, Radverkehr und Fußgänger.

Wir finden es bedauerlich, dass die teils schon seit Jahren diskutierten Verbesserungen der Verkehrssituation erst jetzt, unter dem Druck eines Gerichtsprozesses, umgesetzt werden konnten. Von daher ist es gut, dass das Gericht heute kein (vor-)schnelles Urteil zu Lasten einzelner Dieselfahrer gefällt hat sondern sich mit der Vertagung Zeit verschafft, die Wirksamkeit dieser Maßnahmen zu überprüfen. Politik und Wirtschaft werden so gezwungen, nachhaltig Farbe zu bekennen, statt nach einem kurzen verkehrspolitischen Strohfeuer in alte Muster zurückzufallen.

Es gibt noch viel zu tun bis Wiesbaden in Sachen ÖPNV, Radverkehr und Fußgänger-Freundlichkeit den Rückstand aufgeholt hat und die Pkw-Belastung in der Stadt tatsächlich spürbar sinkt. Im In- und Ausland zeigen viele Städte, wie es besser geht. Hier gibt es noch viel Luft nach oben gibt – Luft die Luft zum Atmen schafft.

Aufholbedarf gibt es in Wiesbaden insbesondere im Bereich des ÖPNV. Und die CityBahn als neues Rückgrat Netzes ist ein essentiellen Baustein, um die Qualität und Quantität des öffentlichen Nahverkehrs in unserer Stadt zu steigern. Denn nur attraktive und zuverlässige Nahverkehrsmittel werden Menschen dazu motivieren, ihre Mobilität langfristig nachhaltiger und lebensfreundlicher zu gestalten.

Wir haben es uns zusammen mit unseren Partnern im Bündnis Verkehrswende zur Aufgabe gemacht, diese Transformation in unserer Stadt voranzubringen. Daher waren wir auch Dienstag Vormittag mit einigen Aktiven bei der Prozesseröffnung präsent und werden die weitere Entwicklung in diesem Gerichtsverfahren interessiert, kritisch und konstruktiv begleiten.


Maßnahmen für fließenderen Busverkehr

Gemeinsam setzen die Stadt Wiesbaden und die ESWE aktuell mehrere Maßnahmen um, die den Busverkehr in der Innenstadt flüssiger und zuverlässiger machen sollen. Sie sind ein Bestandteil des Luftreinhalteplanes. 1
Massnahmenliste (Anlage 1 zum Luftreinhalteplan der Stadt Wiesbaden)
Die Veränderungen bringen – obwohl sie mit relativ wenig Aufwand verbunden sind – spürbare Entlastungen für einige stark frequentierte Busrouten in der Innenstadt. Wir haben uns die ersten Veränderungen einmal im Detail angeschaut.

Darstellung der Maßnahmen zur Beschleunigung des Busverkehres in der Innenstadt. Grün: Neue Busspuren. Gelb: andere Maßnahmen. (Eigene Darstellung auf Basis OpenStreetMaps.)
Darstellung der Maßnahmen zur Beschleunigung des Busverkehres in der Innenstadt. Grün: Neue Busspuren. Gelb: andere Maßnahmen. (Eigene Darstellung auf Basis OpenStreetMaps.)

Wilhelmstraße (1)

Auf der Wilhelmstraße wird zwischen Burgstraße und Friedrichstraße in Fahrtrichtung Süden eine Busspur installiert. Partiell existierte diese Spur bereits, sie wird jetzt aber durchgehend ausgeführt. Davon profitieren vor allem die täglich knapp 300 Busse der Linien 1, 8 und 16, die diesen Abschnitt in Richtung Süden gen Hauptbahnhof befahren. In Richtung Norden wird es auf dem selben Abschnitt ein absolutes Halteverbot geben, um hier den Verkehrsfluss ebenfalls flüssiger zu gestalten.

Luisenstraße, Friedrichstraße, Parkhaus Dernsches Gelände (2)

Sowohl die Luisen- als auch die Friedrichstraße freuen sich über neue Busspurabschnitte. Auf der Luisenstraße wird zwischen dem Luisenplatz und der Bahnhofstraße eine neue Spur eingerichtet, auf der Friedrichstraße zwischen der Ausfahrt der Tiefgarage unter dem Dernschen Gelände und der Bahnhofstraße.

Die Ausfahrt aus der Tiefgarage wird ebenso nur noch nach Osten in Richtung Wilhelmstraße möglich sein, um hier durch eine Umlenkung des Autoverkehres die Bahnhofstraße zu entlasten. Ebenso ensteht eine neue Busspur auf der Bahnhofstraße zwischen Luisen- und Friedrichstraße. Damit soll der Busverkehr vom Autoverkehr getrennt werden – Rückstaus vor der Einfahrt zur Tiefgarage Dernsches Gelände sorgten hier oft für Verspätungen.

Wegfallende Parkplätze in Bahnhof-, Rhein- und Oranienstraße (3)

An drei Stellen entfallen in der Innenstadt Halte- und Parkmöglichkeiten zugunsten eines besser fließenden Verkehres.

Auf der Bahnhofstraße entfallen drei Parkplätze zwischen Luisen- und Rheinstraße. Im Gegenzug wird die Rechtsabbiegespur in Richtung Bahnhofstraße verbreitert – der abbiegende und der geradeausfahrende Verkehr damit besser getrennt. Damit werden die Auswirkungen von Rückstaus auf der Rheinstraße abgemildert.

Im Verlauf der Rheinstraße wird die rechte Spur zwischen Luisenplatz und Kirchgasse durchgehend für den Verkehr vorgesehen – temporäre Parkmöglichkeiten entfallen hier. Der durch die ein-, aus- und falschparkenden Autos entstehende Rückstau zieht sich oft bis auf die Bahnhofstraße – eine mit weit über 1.000 Busfahrten am Tag essenzielle Route für den innerstädtischen ÖPNV.

Ebenso werden auf der Oranienstraße zwischen Rheinstraße und der Oranienschule Parkplätze entfallen. Durch die vergleichsweise engen Spuren und den leichten Linksschwenk bei Fahrten von der Schwalbacher- auf die Oranienstraße kommt es hier häufig zu unnötigen Bremsmanövern und Unfällen. Ebenso zwingen die dort parkenden Autos die Busse oft, nach links auszuweichen und somit beide Spuren zu blockieren.

Bahnhofstraße (4)

Zu guter Letzt bekommt die Bahnhofstraße – zusätzlich zu bereits geschilderten Änderungen – eine neue Busspur zwischen dem Geschwister-Stock-Platz und der Adelheidstraße. 

Fazit

Wir begrüßen ausdrücklich alle sinnvollen Veränderungen, die zu einer nachhaltigen Verbesserung des innerstädtischen Verkehrssituation führen, und freuen uns  darüber, dass die Stadt Wiesbaden in jüngerer Zeit endlich konkrete Maßnahmen zur Verbesserung des ÖPNV und Radverkehrs umsetzt.

Die neu eingerichteten Busspurabschnitte sind ein guter Baustein dafür, dass Busse besonders in den Stoßzeiten zuverlässiger und schneller ans Ziel kommen. Gerade für Pendler, die am Hauptbahnhof einen Anschlusszug bekommen müssen, hat das handfeste Vorteile und wird so helfen, die die Attraktivität des Öffentlichen Nahverkehrs zu steigern. Der Lückenschluss auf anderen wichtigen Abschnitten (beispielsweise auf dem 1. Ring) sollte daher ebenfalls zeitnah erfolgen. 

Gemeinsam mit den geschützten Radwegen (protected bike lanes), die ebenfalls in der vergangen Woche realisiert wurden, bewegen wir uns Schritt für Schritt hin zu einen besseren innerstädtischen Verkehr – sind aber noch lange nicht am Ziel angekommen. Hierfür werden noch etliche weitere Änderungen notwendig sein, von denen viele bereits im  Maßnahmenkatalog aufgeführt sind.

Es ist natürlich schade, dass derartige Verbesserungen, von denen so viele Wiesbadener profitieren, erst unter dem Damoklesschwert des drohenden Dieselfahrverbots Fahrt aufnehmen. Viele sinnvolle Änderungen hätten schon vor Jahren realisiert werden können und sollen!

Die jetzt kurzfristig realisierten Maßnahmen sollten übrigens nicht darüberhinwegtäuschen, dass ein Pinselstrich alleine keine Straße zu einer vollwertigen Busspur macht. Wer die Bushaltestellen in Wiesbaden aufmerksam beobachtet, stellt fest, dass sich die Asphaltdecke unter den hohen Achslasten der Busse schnell verformt. Beständiger Busverkehr verkürzt die Lebensdauer der Straßendecke spürbar – viele stark befahrene Haltestellen haben deshalb bereits eine Betondecke oder werden aktuell umgebaut. Busspuren auf herkömmlichem Straßenbelag weisen aus diesem Grund ebenfalls einen erhöhten Instandhaltungsbedarf auf und sollten deshalb langfristig durch mit einem langlebiger Unterbau versehen werden.

Auch aus diesem Grunde ist es sinnvoll das Wiesbadener Busnetz auf den meist frequentierten Strecken durch ein leistungsstarkes, langlebiges und weitgehend verkehrsunabhängiges schienen-gebundenes Verkehrsmittel zu ergänzen. Zumal erst die CityBahn eine deutliche erhöhung des ÖPNV-Anteils am Straßenverkehr und somit eine spürbare Reduzierung der Gesamverkehrslast ermöglicht.

weitere Links

Die beschriebenen Beschleunigungsmaßnahmen für Busse sind ein Baustein des sogenannten Sofortpaket der Landeshauptstadt Wiesbaden Luftreinhaltung zur Vermeidung eines Dieselfahrverbots. Hier findet man den kompletten Maßnahmenkatalog als pdf.