01.12. Ein Abschied auf Zeit

Während Straßenbahnen in anderen Städten unserer Größenordnung zum Standard gehören, erinnern sich in Wiesbaden wohl nur noch die älteren Einwohner an eine Tram. Dabei war die Landeshauptstadt früher von einem dichten Straßenbahnnetz überzogen – rund 50 Kilometer Strecke, befahren von einem knappen Dutzend Linien.

Die historische WIesbadener Straßenbahn vor dem alten Kurhaus
Die historische WIesbadener Straßenbahn vor dem alten Kurhaus

Die Geschichte begann 1874 mit einer ersten, schienengebundenen Pferdebahn. Betrieben von der Wiesbaden Tramways Company verband sie auf drei Kilometern den alten Rheinbahnhof über die Taunusstraße mit dem Nerotal. In den 1920ern erreichte die Bahn ihre Blüte mit Verbindungen auf allen wichtigen Straßen der Stadt, inklusive einer Verbindung nach Mainz über die Theodor-Heuss-Brücke.

Der 2. Weltkrieg läutete den Anfang vom Ende ein – massive Schäden am Straßenbahnnetz, den Fahrzeugen und den Werkstätten ließen den Straßenbahnbetrieb ausbluten. So konnten 1945 nur vier Linien wieder in Betrieb gehen, die auf Verschleiß gefahren wurden. 1952 waren nur noch drei Linien übrig. Drei Jahre später wurde der Betrieb schließlich komplett eingestellt, 1961 ebenso der Ersatzbetrieb mit Oberleitungsbussen.

Gewichen ist sie der Idee einer autogerechten Stadt und der Diskussion um Das neue Wiesbaden – Ansätze, in denen das Bergkirchenviertel zugunsten einer Plattenbausiedlung geopfert werden sollte und welche in städtebaulichen Verbrechen wie der Hochstraße auf der Schwalbacher Straße endeten.

Aufmerksame Beobachter sehen aber heute noch Relikte der Straßenbahnzeit – seien es vereinzelte Gleisreste, die hier und da zum Vorschein kommen oder an Gebäuden in Biebrich, an denen die Befestigungen der Oberleitungen noch erhalten blieben. (/ml)

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