Fakt oder Fiktion: Verdreifachung der Fahrzeugkosten?

Die CityBahn-Diskussion und die Geschichte einer falschen Zahl – die #BIMitbestimmung und deren fehlende #QuellenKritik.

Die Diskussion um die CityBahn in Wiesbaden krankt an vielen Stellen. Eine davon ist die vollkommen unkritische Übernahme und Weitergabe von Informationen und Zahlen, die mit etwas Abstand zumindest zu Nachfragen führen sollten. Wenn die fragliche Zahl aber ins eigene Argumentationsschema passt, wird diese allzubereitwillig weiterverarbeitet und verbreitet – in dem konkreten Beispiel durch die @BI Mitbestimmung.

In den letzten Tagen beleuchtete der Wiesbadener Kurier in einer Reihe Artikel die Fakten rund um die CityBahn. In einem Artikel ging es – wie sollte es auch anders sein – um die Kosten. Dass sich die geschätzten Baukosten durch neue Route und Co veränderten, ist wenig überraschend.

Im Bereich der Fahrzeugkosten aber wartete eine Überraschung – diese, so der Kurier, hätten sich gegenüber der bisher veröffentlichten NKU verdoppelt: Statt drei Millionen Euro pro Fahrzeug sollten es nun sechs Millionen sein. Dankbar wurde diese (vermeintliche) Kostenerhöhung seitens der BI Mitbestimmung aufgegriffen, die diese mit einem noch früheren Planungsstand verglich (in dem 26 statt 38 Fahrzeuge geplant waren) und kam zu dem Ergebnis: Die Fahrzeugkosten haben sich nahezu verdreifacht!

Die Kostenaufstellung im Wiesbadener Kurier – links vor der Korrektur, rechts danach.

Die Verdoppelung des Stückpreises von drei auf sechs Millionen Euro erklärte die BI Mitbestimmung damit, dass (a) breitere Fahrzeuge bestellt werden sollen und (b) die Fahrzeuge nun nicht mehr 30 Meter, sondern 35 Meter lang seien. Abgesehen davon, dass das erste Argument falsch ist (bereits in der Machbarkeitsstudie ist von 2,65-Meter-breiten Fahrzeugen die Rede) – erklären diese beiden Veränderungen tatsächlich eine Verdoppelung?

Kurze Antwort: Nein. Und nach dieser Erkenntnis gibt es zwei Möglichkeiten: Man geht der Ursache auf den Grund und stellt fragen. Oder aber man nimmt den Weg der BI Mitbestimmung – akzeptiert diese Zahl und gibt sie unkritisch und unhinterfragt weiter, um ein paar reißerische Überschriften zu fabrizieren.

Dabei hätte eine kurze Google-Suche schon gezeigt: Hier kann was nicht stimmen. Dresden beispielsweise bestellte letztes Jahr 30 neue Züge – 2,65 Meter breit, 45 Meter lang und aufgrund der außergewöhnlichen Spurweite in Dresden (1.450mm) keine Stangenware. Stückkosten: 4,2 Millionen Euro – inklusive 24 Jahre Wartung (!).

Ein simples Nachfragen beim Wiesbadener Kurier und der Die CityBahn förderte schließlich zutage: Ein simpler Tippfehler – die Fahrzeuge kosten weiterhin 3 Million Euro das Stück. Der Kurier korrigierte den Fehler – die falschen Schlagzeilen der BI Mitbestimmung kursieren aber per Social Media und Newsletter weiter.

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