Die Straßenbahn in München, hier liebevoll Tram genannt, fährt seit 1876. Anfangs noch von Pferden gezogen gehört inzwischen zum Stadtbild wie Oktoberfest oder Marienkirche. Dabei sollten in den 70er Jahren die damals noch zockelnden und rasselnden Bahnen nach dem Willen der Stadtväter gänzlich stillgelegt werden, U- und S-Bahnen, ergänzt durch Busse, den Nahverkehr übernehmen.
Doch die Betroffenen ließen sich das nicht bieten, organisierten in Bürgerinitiativen Widerstand gegen die Abbaupläne und brachten gegen erheblichen Gegendruck den Stadtrat 1986 dazu, die Weichen auf Weiterfahrt zu stellen. Heute hat die Tram kaum noch Widersacher. In Zeiten von Autoverkehrskollaps und gerichtlichen Fahrverboten wird sie modernisiert und sukzessive weiter ausgebaut. Die Fahrgäste lieben sie als bequemen, ebenerdigen und raschen Zubringer, der gerade die Lücken zwischen den unterirdischen Hauptlinien füllt.
Das gelingt besonders effektiv mit den neuesten Vorhaben: Querverbindungen zwischen den sternförmig aus der Stadtmitte strebenden U-Bahn-Linien. Die sogenannten Tangenten – eine im Norden, eine im Westen – ermöglichen es den Tramnutzer*innen, einen Bogen von einem Stadtteil außerhalb des Zentrums direkt mit der Straßenbahn zu schlagen, statt erst zum innerstädtischen U-Bahn-Umstieg und dann wieder stadtauswärts zufahren.
Wie an den Außenlinien eines Wäschenetzes entlang kann man künftig die bequemste Fortbewegung auch direkt haben. Für diese Vorhaben werden auch komplett neue Trassen erschlossen und ausgebaut. Die Nordtangente soll künftig auch den Englischen Garten durchqueren. Nennenswerter Widerstand regt sich nicht dagegen. Dafür ist den Münchner*innen ihre Tram viel zu sehr ans Herz gewachsen. (/ph)
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