Beim Vergleich der Energieverbräuche verschiedener Verkehrsmittel dreht es sich oftmals nur um den Verbrauch des Motors. Auf den ersten Blick ist das auch die intuitivste Kennzahl – sie erzählt aber nur einen Teil der Wahrheit. Denn die notwendige Antriebsenergie muss produziert und in den meisten Fällen auch transportiert werden. Sei es direkt per Oberleitung zugeführt, gespeichert in Batterien, in Wasserstoff oder anderen Kraftstoffen wie Diesel oder Gas. Und der Aufwand, der hierfür betrieben wird, schwankt je nach Quelle massiv.
Unterm Strich existiert eine Vielzahl an denkbaren Treibstoffketten, die aus verschiedenen Rohstoffen (Rohöl, Erdgas, Kohl, Biomasse, Uranerz, Wind-/Solarenergie, …) unterschiedliche Treibstoffe (Diesel, Wasserstoff, Elektrizität) herstellen. Der Wirkungsgrad jedes einzelnen Prozessschrittes und auch des Fahrzeugs am Ende der Kette schwankt stark.
Die üblichen Verbrauchsangaben (wie der Verbrauch auf 100 km) beinhaltet zumeist aber nur den direkten Verbrauch des Fahrzeugs. Eine Betrachtung, die sich rein auf das Fahrzeug beschränkt (Tank-to-Wheel), die Aufwände davor aber außen vor lässt, springt daher zu kurz.
Beispiel Diesel: Der erste Rückwärtsschritt vom Fahrzeug führt zur Tankstelle. Beleuchtung, Betrieb, Pumpen, Kasse, Shop, Waschanlage – pro Tankstelle zwischen 150.000 und 200.000 Kilowattstunden im Jahr. In Deutschland stehen aktuell 14.500 Tankstellen. Das lässt sich sicherlich nicht komplett den Kraftstoffen anlasten – denn auch Elektroautos werden (hoffentlich) gewaschen. Dennoch summiert sich hier ein massiver Energieblock zur Verteilung von Kraftstoffen. Der Kraftstoff wird zuvor zu den Tankstellen transportiert, davor raffiniert (pro Liter Kraftstoff verbraucht die Raffination 1,5 kWh 1 Globales Emissions-Modell integrierter Systeme 2 Energy efficiency improvements in the U.S. petroleum industry, eigene Überschlagsrechnung ergeben eher 0,78 kwh / kg Treibstoff. 3Umwelterklärung BayernOIL 2018 sowie Umwelterklärung GUNVOR 2018), und davor per Pipeline oder Schiff zur Raffinerie gebracht.
Ähnliche Rückverfolgungen lassen sich für alle Antriebsarten durchrechnen. Auch Elektrizität und Wasserstoff müssen schließlich hergestellt werden. Die Komplexität der Prozesse und die schwierige Datenlage führen aber nicht immer zu transparenten Ergebnissen. Mit Hilfe von “Well-to-Wheel”-Betrachtungen, die den Energiebedarf entlang der gesamten Produktionskette untersuchen, lassen sich die unterschiedlichen Antriebstechnologien miteinander vergleichen. Außen vor bleibt dabei in der Regel der Energieaufwand zum Bau der Fahrzeuge und Produktionsstätten. Der Vergleich erfolgt anschließend auf Basis des Gesamtenergieaufwandes pro gefahrenem Fahrzeugkilometer (kWh/km) oder der entsprechenden CO2-Äquivalente (g CO2/km).
Weiterlesen
- Srikkanth, Stimming (2015): Well to wheel analysis of low carbon alternatives for road traffic
- FIS Forschungsinformationssystem: (2010, update 2019): Well-to-Wheel Betrachtung der Antriebstechnologien
- Affeldt (2019): So viel strom brauchen Autos mit Verbrennungsmotor. In: edison.handelsblatt.com
Vergleiche auf Basis des Gesamtenergieaufwandes pro gefahrenem Fahrzeugkilometer (kWh/km) sind in ihrer Sinnhaftigkeit äußerst fragwürdig, sobald die primäre Energie aus unterschiedlichen Quellen stammt, z.B. fossil vs. Wasserstoff aus PtG-Elektrolyse mit Windkraft-Überschuss oder synthetischer Kraftstoff aus „kostenloser“ Solarenergie:
https://www.golem.de/news/sun-to-liquid-solaranlage-erzeugt-kerosin-aus-sonnenlicht-wasser-und-co2-1906-141912.html ➭ Solarthermische SynGas- & Kerosin-Produktion (StL)
Klimapolitisch relevanter hingegen CO2-Äquivalente (g CO2/km), die allerdings nicht isoliert je Fahrzeug-Antrieb zu betrachten sind, sondern eben unterschiedliche WtT-Produktionsketten berücksichtigen müssen:
➯ Das CO2-Label gehört auf die Zapfsäule, nicht aufs Fahrzeug !
Genau deshalb ist in der unteren Tabelle auch unterschieden, auf Basis welchen Strommixes der Kraftstoff entstanden ist.
Auch hier übrigens das Angebot: Wenn Sie belastbare Zahlen haben, die wir einarbeiten können: Her damit!
[…] Well-to-Wheel – Vergleich der Energieeffizienz 25. Juni 2019 […]
[…] Well-to-Wheel – Vergleich der Energieeffizienz 25. Juni 2019 […]