Gerade an Wochenenden und zu Veranstaltungen kommt es zu langen Staus und gut gefüllten Parkhäusern in Innenstädten. Die autobegeisterten Deutschen besitzen auch in Wiesbaden trotz gutem ÖPNV (Öffentlicher PersonenNahVerkehr) immer mehr Autos. Der Leidensdruck zum Umsteigen ist offenbar noch nicht hoch genug. Autofahrer brauchen also doch noch Anreize, ihr Auto stehen zu lassen und die Annehmlichkeiten des ÖPNV genießen zu können, statt sich im Stau zu treffen.
Die Region Hannover bot nun am ersten Adventssamstag ihren kompletten ÖPNV kostenlos an. Damit startete die Region zeitgleich mit den Stadtgebieten in Münster und Karlsruhe den bundesweit erste Großversuch, kostenlosen ÖPNV anzubieten, wenn auch erst Mal nur für einen Tag. In Münster und Karlsruhe ist sogar an den nächsten drei Adventssamstagen der ÖPNV kostenlos.
Kritiker befürchten zu viele negative Erfahrungen mit solchen Aktionen oder grundsätzlich mit kostenlosem ÖPNV. Sie befürchten, dass etwas nicht gewürdigt wird, was nichts kostet. Und dass ein überfüllter (weil kostenloser) ÖPNV mit den einhergehenden Verspätungen und vollen Fahrzeugen mehr Menschen abschreckt als anlockt.
„Es hat sich gezeigt, dass mit einem verbesserten Verkehrsangebot und verkehrslenkenden Maßnahmen die Innenstadt spürbar vom Autoverkehr entlastet und damit die Lebensqualität gesteigert werden kann, ohne den Einzelhandel in der City zu beeinträchtigen“
Ulf-Birger Franz, Verkehrsdezernent Region Hannover
In einer ersten Stellungnahme sind alle Beteiligten in Hannover aber zufrieden mit der Aktion. In der Innenstadt waren trotz des traditionell verkehrlich sehr schwierigen Ersten Advents viele Parkhäuser nur halb gefüllt, der ÖPNV zählte dagegen 60% mehr Fahrgäste. Umso besser genutzt waren Hannovers Busse, S-Bahnen und Trams. Auch die Regionalzüge waren voller, die DB setzte Verstärkerzüge ein. Die Einfallstraßen waren deutlich leerer, obwohl viele Straßen und Spuren für Busse und Trams an dem Tag freigehalten wurden.
„Die Kunden waren so entspannt wie wir das an einem Samstag vor Weihnachten so nicht gewohnt waren. Die Umsätze bewegten sich auf Vorjahresniveau, obwohl wir mit dem Black Friday gerade einen Tag vor dieser Aktion einen enorm umsatzstarken Verkaufstag zu verzeichnen hatten“
Martin Prenzler, Geschäftsführer City-Gemeinschaft
Trotz der hohen Kosten von schätzungsweise 600.000 Euro für Straßensperren, Kommunikation und zusätzliche Fahrzeuge, hoffen die Initiatoren, dass einige Autofahrer weiter das Auto stehen lassen und das eingesparte Geld lieber bequem bei den Einzelhändlern der Stadt lassen.