Welche Auswirkung hat die CityBahn auf das Stadtbild?

Als Ende des 19. Jahrhunderts in Wiesbaden die prächtigen Straßenzüge gebaut wurden, hatte Wiesbaden schon einmal eine Straßenbahn. Sie passt also in die Stadt. Die Oberleitungsmasten sind nicht höher, als die heute schon bestehenden Masten der Straßenbeleuchtung. Insbesonders im Zuge der Alleen sind die Oberleitungsmasten zwischen den Bäumen fast nicht sichtbar. Mit dem Bau der Citybahn wird auch eine Erneuerung und Aufwertung der Straßenräume verbunden sein. Eine Maßnahme, die ohne die Fördergelder von Bund und Land (die 90% der Baukosten decken), nicht durchgeführt werden kann.

Worin unterscheidet sich die CityBahn von einer „klassischen“ Straßenbahn?

Früher fuhren Straßenbahn überwiegend im allgemeinen Straßenraum. Mit dem Anwachsen des Autoverkehrs wurden sie dort aber zunehmend behindert (Autofahrer sahen es umgekehrt). Damit der ÖPNV schnell unterwegs und damit attraktiv sein kann, wird ihm heute eine eigene Spur eingeräumt. Schließlich sitzen in einer mit 100 Personen besetzten Bahn soviel Menschen wie sonst in 77 Pkw. Der Bund fördert daher nur Neubauprojekte mit einem „besonderen Bahnkörper“.
Die Citybahn fährt daher überwiegend auf einer eigenen Spur, so dass sie nicht im Stau mit den Autos steht. An Kreuzungen erhält sie eigene Ampelphasen (Vorrangschaltung). „Besonderer Bahnkörper“ bedeutet ausdrücklich nicht eine abgezäunte Strecke oder ein Schotterbett innerhalb der Stadt, sondern städtebaulich verträgliche bauliche Abtrennung, z.B. durch leicht erhöhte Bordsteine, Pflasterung oder Rasengleis. Daher kann sie an Kreuzungen und Fußgängerüberwegen leicht gekreuzt werden.

Alles kann doch so bleiben wie bisher?

Nein. Wiesbaden hat zwei große Probleme: Seit Jahren steigt sowohl der Autoverkehr als auch die Anzahl der Bus-Fahrgäste. Als Folge davon sind die Straßen verstopft und die Grenzwerte bei der Luftqualität werden häufig überschritten. Einzelne Maßnahmen, wie neue Ampelsteuerungen, Radspuren oder Elektrobusse sind nur einzelne Bausteine. Sie können aber nur mit einem neuen leistungsfähigen Verkehrsmittel, wie der CityBahn, ihre Wirkung entfalten.

Kommt die CityBahn nicht, wird sich die Situation auf unseren Straßen weiter verschlechtern. Dann wird Anstieg des Autoverkehrs durch weiteres Stadtwachstum nicht abgemildert. Zudem werden noch mehr Busse unterwegs sein müssen. Der Autoverkehr bekommt dann weniger Raum als mit der CityBahn. Aufgrund nicht eingehaltener Luftgrenzwerte drohen weiterhin Fahrverbote. Auch für die Stadtkasse wird es nicht günstiger. Die Planungskosten von 14 Millionen Euro wären verloren. Statt einem Baukostenanteil von ca. 28,75 Mio Euro für die CityBahn kämen deutlich höhere Kosten auf die Stadt zu. So müsste die Stadt die Straßen-Sanierung, die im Rahmen des Baus der CityBahn vom Bund mitbezahlt würde, selber stemmen. Dazu kämen Kosten für mehr Elektro-Busse, mehr Ladeinfrastruktur und mehr Fahrpersonal (das schon jetzt schwer zu finden ist). Die Lebensqualität an den Ringen und anderen Ausfallstraßen würde weiter absinken. Auch die Parkplatzsituation würde sich weiter verschlechtern. Gar nicht zu reden von den volkswirtschaftlichen Kosten wegen Gesundheitsschäden, Staus und Unfällen. Nicht zu handeln, käme Wiesbaden also mittelfristig gesehen teurer als in die Zukunft zu investieren.

Warum hilft die CityBahn dem Klima?

Die Sommer werden immer heißer und trockener, weiße Wintertage sind eine Rarität. Die Folgen des Klimawandels für Mensch und Natur sind nicht mehr zu übersehen. Ein Blick auf die Bäume in der Stadt oder unseren Wäldern genügt. Wenn wir den Klimawandel stoppen wollen, muss nicht nur global sondern vor allem auch lokal gehandelt werden. Fast ein Drittel der CO2 -Emissionen in Europa stammen vom Straßenverkehr und dort überwiegend vom Pkw-Verkehr 1https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20190313STO31218/co2-emissionen-von-autos-zahlen-und-fakten-infografik. Die Senkung des CO2-Ausstoß durch moderne Motoren wurde durch den Zuwachs an Pkw wieder relativiert.

Die Umwelt- und Klimaentlastung im Personenverkehr kann letztlich nicht allein durch technische Verbesserungen am Fahrzeug erreicht werden. Diese Herausforderung kann nur in Kombination mit Maßnahmen wie einer Erhöhung der Verkehrseffizienz oder einer veränderten Verkehrsmittelwahl gelöst werden.

Umweltbundesamt

Gerade in der Stadt gibt es gute Alternativen zum Auto. In Städten mit Straßenbahnen hat der Nahverkehr einen größeren Nutzeranteil. Wenn also Fahrten vom Auto auf den ÖPNV verlagert werden, hilft das dem Klima. Wenn der ÖPNV dann noch umweltfreundlich mit Öko-Strom und ohne ressourcenraubende Akkus betrieben wird, umso mehr. Auch die Rasengleise der CityBahn stellen einen Beitrag zur Verbesserung des Mikroklimas dar. Der Boden kann sich weniger aufheizen als eine Asphaltfläche, Wasser kann versickern und Feinstaub wird gebunden. Somit ist die Straßenbahn wesentlich klimafreundlicher als Bus und Pkw.

Quellen

Quellen
1 https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20190313STO31218/co2-emissionen-von-autos-zahlen-und-fakten-infografik

Profitiert die Wirtschaft von der CityBahn?

JA. Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Wiesbaden hat sich Ende September mehrheitlich für den Bau der CityBahn ausgesprochen 1https://www.ihk-wiesbaden.de/presse/journalisten/pressemeldungen/ihk-vollversammlung-mehrheit-fuer-die-city-bahn-4901532. Einer attraktive und leistungsfähige Nahverkehrsverbindung ist ein Standortvorteil für alle Unternehmen an der Strecke. Sie nutzt sowohl Kunden als auch Mitarbeitern. Wenn Menschen vom Auto auf die CityBahn umsteigen, nützt dies auch allen die mit dem Auto gewerblich unterwegs sind.

Mit der CityBahn wird die Wiesbadener Innenstadt sowohl aus Richtung Taunus als auch aus Richtung Mainz bequem, staufrei und ohne Parkplatzsuche erreichbar. Die Kaufkraft von Kunden, die mit dem Auto kommen, wird oft überschätzt. Sie geben zwar mehr Geld auf einen Schlag aus, kommen dafür aber auch seltener in die Innenstadt als Kunden mit ÖPNV oder Fahrrad 2https://www.fr.de/rhein-main/darmstadt/kunden-unterschaetzt-11641604.html.
Auch die Gastronomie profitiert. Wer mit der CityBahn kommt, braucht sich nicht um die Promillegrenze zu sorgen. Durch ihre leise Fahrweise und Emmissionsfreiheit fühlen sich auch Gäste von Straßengastronomie nicht von der Straßenbahn gestört. Da ein schienengebundenes Verkehrsmittel Ortsfremden eine bessere Orientierung als Busse ermöglicht ist die CityBahn auch ein Vorteil für den Fremdenverkehr und damit für die Hotellerie.

Die CityBahn ein Voraussetzung für eine künftige Stadtentwicklung. Nur mit einem leistungsfähigen Nahverkehrssystem können in Wiesbaden neue Wohngebiete entwickelt werden. Daher ist die CityBahn auch positiv für die Immobilienwirtschaft.

Last but not least kann auch das regionale Bauhandwerk vom Bau der CityBahn und den Fördermittel des Bundes und des Landes, die den Bau zu 90% finanzieren, profitieren. Denn der Bau umfasst viel mehr als nur Schienen und Oberleitung (siehe FAQ: Was beeinhalten die Baukosten?).

Das die Straßenbahn für die Wirtschaft ein Gewinn ist, haben auch viele andere Industrie- und Handelskammern (IHK) in Deutschland erkannt. Beispielsweise engagieren sich die IHK in Berlin, Krefeld und Frankfurt für den Ausbau der dortigen Straßenbahnen.

Quellen

Auf welcher Route fährt die CityBahn?

Die Strecke der CityBahn verläuft von Mainz bis Wiesbaden und weiter bis nach Bad Schwalbach. In Mainz startet die Fahrt an der Hochschule. Über die bestehende Strecke der Mainzelbahn geht es dann bis zum Mainzer Hauptbahnhof. Von dort durch die Mainzer Innenstadt bis zur Theodor-Heuss-Brücke, wo der Rhein überquert und der Brückenkopf Kastel erreicht wird. Auf Wiesbadener Seite geht es dann via Amöneburg nach Biebrich. Dann folgt die Strecke der Biebricher Allee und dem Kaiser-Friedrich-Ring bis zum Wiesbadener Hauptbahnhof, wo sie in die Bahnhofstraße einbiegt. Die Wiesbadener Innenstadt wird über die Rheinstraße erreicht. Die Ringkirche passierend, deren Platz verkehrsberuhigt wird, geht es dann zur Klarenthaler Straße. An der Hochschule Rhein-Main ist dann vorläufige Endstation. In einem weiterem Bauabschnitt folgt dann von dort die Verbindung zur Aartalbahn, auf deren Trasse dann nach Taunusstein und Bad Schwalbach gefahren wird. Da der Bahnhof von Bad Schwalbach am Stadtrand liegt, ist eine Stichstrecke in die Stadt hinein geplant. Für die Route zwischen Hochschule Rhein-Main und Aartalbahn sind derzeit verschiedene Streckenführungen im Gespräch.

Weitere Informationen zum Streckenverlauf und eine Karte finden Sie unter: https://www.citybahn-verbindet.de/die-linie.html

Es gibt doch schon die S-Bahn?

Die S-Bahn fährt nur von Punkt zu Punkt – von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof. Auf dem Wiesbadener Stadtgebiet hat sie mit „Wiesbaden Ost“ und „Mainz-Kastel“ nur zwei zusätzliche Halte. Das gleiche gilt für Mainz mit „Mainz-Nord“ und „Römisches Theater“. Die CityBahn hält dagegen nicht nur an wenigen Haltepunkten, sondern an vielen Haltestellen zwischen den beiden Endhaltestellen. Für viele Verbindungen entfällt so der zeitraubende Umstieg am Hauptbahnhof. Wenn jeweils 10 Minuten Umsteigezeit in Wiesbaden und Mainz wegfallen, ist die Reisezeit mit der CityBahn auf vielen Verbindungen kürzer als mit der S-Bahn – obwohl die CityBahn nicht so schnell wie die S-Bahn unterwegs ist.

Die CityBahn ergänzt die S-Bahn in ähnlicher Weise wie aktuell die Buslinie 6, aber eben mit den Vorteilen einer Straßenbahn (mehr Komfort, mehr Platz, weniger von Stau betroffen). Darüber hinaus wird die Citybahn durchgehend barrierefrei sein (das ist bei der S-Bahn wegen unterschiedlicher Bahnsteighöhen nicht der Fall), im dichteren Takt fahren (das ist wegen der Auslastung der Bahnstrecken mit der S-Bahn nicht möglich) und die Umsteigewege zu den Bussen sind erheblich kürzer.

Warum hat die CityBahn eine andere Spurweite als die Eisenbahn?

Die CityBahn verbindet Mainz und Wiesbaden. Die Wartung der Bahnen erfolgt im Mainzer Straßenbahndepot. Es ist also sinnvoll, die Spurweite des Mainzer Straßenbahnnetzes – 1000 mm (Meterspur) statt 1435 mm (Normalspur) bei der Eisenbahn – zu übernehmen. So kann die CityBahn vom Mainzer Hauptbahnhof bis zur Universität durchfahren. Umgekehrt können auch Mainzer Straßenbahnlinien den in Mainz neue errichteten Streckenabschnitt benutzen.

Als 2001 der erste Anlauf zu einer Stadtbahn in Wiesbaden genommen wurde, wäre es noch möglich gewesen das Netz der Mainzer Straßenbahn auf Normalspur umzubauen. Da Wiesbaden damals nicht handelte, wurde die Mainzelbahn weiterhin in Meterspur gebaut. Damit wuchs das Mainzer Straßenbahnnetz so stark, dass sich eine Umspurung heute nicht mehr realisieren ließe.

Um eine umsteigefreie Verbindung von Bad Schwalbach und Taunusstein in die Wiesbadener Innenstadt – dem Hauptziel der Pendler – zu schaffen, bietet sich an die Aartalbahn bis Bad Schwalbach ebenfalls in Meterspur auszuführen. Die Schieneninfrastruktur muss hier sowieso erneuert werden. Für den gemeinsamen Betrieb mit Eisenbahnfahrzeugen wäre Dreischienen-Gleis möglich. Dies würde aber die Baukosten verteuern – Kosten die nicht alleine der CityBahn angerechnet werden können. Ein Nostalgiebetrieb könnte aber auch mit historischen Meterspurfahrzeuge durchgeführt werden. Zumal die damals von der NTB eingesetzten Fahrzeuge auch nicht für die Aartalbahn authentisch waren.

Sinkt der Wert von Immobilien?

Nein, das ist nicht der Fall. Im Gegenteil – eine Straßenbahn wie die CityBahn ist ein Standortvorteil. Unabhängige Studien haben die Auswirkungen von Straßenbahnen auf den Immobilenmarkt untersucht. Das Ergebnis: Mieter und Käufer bevorzugen Häuser und Wohnungen mit Anschluss an ein schienengebundenen Nahverkehrsmittel. Dazu kommt die Aufwertung der Straßenräume durch die Umgestaltung und das Rasengleis.
Kommt die CityBahn nicht, steigt der Autoverkehr und damit Lärm und Abgase weiter an. Dann sinkt die Attraktivität der Wohnlage automatisch.
Auch für Gewerbeimmobilien ist die CityBahn ein Vorteil. Kommen mehr Kunden und Arbeitnehmer mit der Straßenbahn, kann teurer Raum für Auto-Stellplätze eingespart werden.

Wird die Theodor-Heuss-Brücke zum Nadelöhr?

Die Theodor-Heuss-Brücke kann die CityBahn sowohl von der Verkehrsbelastung als auch vom Gewicht aufnehmen. Dies ist das klare Ergebnis eines Gutachtens. Auf der Brücke wird die Spur der CityBahn vom Autoverkehr mitbenutzt. Die CityBahn erhält aber per Ampelschleuse (wie man sie von den Busspuren kennt) „Vorfahrt“. Kommt die CityBahn auf der Theodor-Heuss-Brücke dazu, fallen dafür Busfahrten der Buslinie 6 weg. Zudem hat die Straßenbahn im Verhältnis zu den beförderten Personen den geringsten Platzverbrauch. Beim Thema Theodor-Heuss-Brücke ist die CityBahn nicht Problem sondern Lösung.

Natürlich halten auch wir eine zusätzliche Rheinbrücke für die CityBahn für sinnvoll. Doch die Planung und der Bau einer solchen Brücke werden mindestens 10 Jahre in Anspruch nehmen. So lange können wir aber nicht mit einer Verbesserung des Nahverkehr warten.